Gedanken am Wegesrand

Der vielbeschworene Weg heißt Weg, weil er von etwas WEG führt.
Er führt weg von dem, was man kennt.
Er führt weg von dem, was man für selbstverständlich hielt. Für so selbstverständlich, daß man es nicht mehr in Frage gestellt hat.

Aber irgendwann kommt die Zeit des Aufbruchs.
Das klingt dramatischer als es ist …

Dennoch – jeder von uns muß seinen eigenen Weg gehen. Wir wissen nicht, wohin er uns führen wird, wir wissen nicht, wie er beschaffen sein wird.
All das erfahren wir erst, wenn wir aufbrechen.
Wenn wir den Weg verlassen, den andere uns vorgegeben haben.

Der Weg, den wir dann gehen, kann uns unerwartet in eine Richtung führen, die anderen nicht genehm erscheint.
Dann müssen wir uns entscheiden, ob wir unseren eigenen Weg weitergehen oder ob wir umkehren.
Es ist nicht leicht, sich zu entscheiden.
Ist der angeratene Richtungswechsel wirklich besser? Besser für wen?
Wird es uns gefallen, umzukehren, auf einen Weg zurückzukehren, den andere für uns bestimmen?
Oder gefallen wir dann anderen?

Sollten wir stattdessen einfach weitergehen, ohne uns darum zu kümmern, ob anderen unsere eingeschlagene Richtung gefällt …?

Warum möchte uns mancher in eine andere Richtung gehen sehen? Welche Gründe hat er dafür?
Geht es wirklich um uns – oder eher um ihn?
Hat er ein bestimmtes Bild von uns, aus dem wir einfach heraustreten, wenn wir unsere eigenen Wege gehen?

Wir alle haben, so denke ich, das Recht, unseren eigenen Weg zu gehen.
Aber wie ist das mit den Menschen, die sich uns im Training anvertraut haben?
Gestehen wir „unseren“ Schülern das Recht zu, ihre eigenen Wege zu gehen?

Wir sollten es jedenfalls.
Kein Lehrer kann wollen, daß seine Schüler nichts weiter werden als bloße Kopien ihres Lehrers.
Das eigene Denken ist nicht durch Gehorsam zu ersetzen.

Und deshalb wird jeder Schüler früher oder später eigene Wege gehen.
Wir sollten uns darüber freuen, statt ihm zu grollen.