Wie verbessert BJJ mein Judo …?

Sobald man sich als Judoka dem BJJ zuwendet – was meiner Meinung nach früher oder später unvermeidbar ist – kommt es zu einem interessanten Wechsel der Perspektive.
Man erfährt, so wie ich es erfahren habe, daß Würfe nicht mehr so funktionieren, wie man es gewöhnt ist, sobald man sie gegen einen Gegner anzuwenden versucht, der sowieso zu Boden gehen will. Und der genau das perfektioniert hat …

Es ist anfangs enorm frustrierend, dann aber hochinteressant, erleben zu müssen, daß sich gute Bodenkämpfer nicht darauf einlassen, geworfen zu werden. Sie suchen den Bodenkampf, und sie zwingen ihrem Gegner den Bodenkampf so geschickt auf, daß man verzweifeln könnte …
Sie entziehen sich den üblichen Wurfangriffen, indem sie „nach unten“ gehen.
Je länger und intensiver sie BJJ trainiert haben, desto schwieriger ist es, sie mit orthodoxen Wurfansätzen in Bedrängnis zu bringen.

Für den Judoka, der wenig bis keine eigenen Erfahrungen mit dem BJJ gesammelt hat, stellt ein solches Verhalten des Gegners die Welt auf den Kopf.
Plötzlich reagiert der Gegner völlig anders, als ein Judoka das tun würde.
Plötzlich sind viele Strategien und Taktiken, auf die man vertraut hat, kaum noch erfolgversprechend oder sogar gänzlich unwirksam. Die Faßarten, die so effektiv gegen jemanden sind, der sein Gleichgewicht unbedingt bewahren und stehenbleiben will, sind gegen jemanden, der ohnehin den Bodenkampf sucht, nicht unbedingt das beste Mittel …

Nun müßte man als Judoka, dessen Repertoire ja auch den Bodenkampf umfassen sollte, solche Situationen meistern können.

Jedoch gelingt das kaum, denn das hervorragend strukturierte, auf Redundanzen und Positionierung aufgebaute BJJ ist die eindeutig bessere Wahl, das eindeutig bessere System, wenn es um den Kampf in der Bodenlage geht.
Daher hat man als Judoka in der Regel schlechte Karten, sobald die eigenen Wurfansätze ins Leere gehen oder gar schon die Faßart des Judoka vom Gegner dazu genutzt wird, den Bodenkampf zu erzwingen.

Eben deshalb soll und muß man sich als Judoka sehr bewußt dem BJJ zuwenden.
Ist man in der Art, in der im BJJ der Bodenkampf zu einer wahren Kunstform entwickelt wurde, weitgehend unerfahren, kann man mit Würfen kaum punkten.
Zu schnell verlagert sich das Geschehen in den Boden …

Das bedeutet für Judoka zweierlei.
Erstens müssen sie meiner Meinung nach den Bodenkampf von Grund auf neu erlernen – und zwar in einem BJJ-Gym unter Anleitung erfahrener BJJ-ler.

Zweitens, und das finde ich mindestens genauso wichtig, muß man als Judoka beginnen, sehr sorgfältig über die Art nachzudenken, in der man bisher Würfe ausgeführt und angewandt hat.
Es ist dabei unvermeidlich, sich zuallererst mit dem Gedanken anzufreunden, daß es Gegner gibt, die – wie BJJ-ler das gern tun – keinerlei Interesse daran haben, im Stand zu kämpfen.
Sie wollen nicht stehenbleiben.
Und das, genau das, ist der Unterschied zum Judo.
Judoka wollen möglichst nicht in den Bodenkampf, wenn sie im Stand kämpfen können. Sie versuchen, aufrecht stehenzubleiben und gegnerische Wurfansätze zu verhindern. Sie versuchen, ihrerseits den Gegner zu werfen. Bodenkampf, so jedenfalls nehme ich das wahr, gilt im Judo eher als Notlösung, wenn man sich im Stand nicht behaupten konnte.

Die Würfe des Judo sind, so wie ich das sehe, in ihrer Mehrzahl an diese Kampfesweise angepaßt, sind entwickelt worden, um genau solche Gegner werfen zu können.

Wie aber wirft man einen Gegner, der sowieso „nach unten“ will?
Und der genau weiß, wie er dorthin kommt, und der dem Standkämpfer dort gnadenlos überlegen ist? Betrachtet man Würfe unter diesen Voraussetzungen, gehen einige liebgewonnene Gewißheiten plötzlich über Bord.
Faßarten, die man bisher für effektiv hielt, werden obsolet, denn sie ermöglichen dem Bodenkämpfer, den zupackenden Arm zu hebeln …

Es sind aber nicht nur die Faßarten, über die man als Judoka ganz neu nachdenken muß.
Man muß sich auch der Frage stellen, wie man am besten damit umgeht, daß der Bodenkämpfer „die Guard pullt“ oder gar einen „Guard Jump“ anzubringen versucht.
Man muß sich überlegen,ob und wie man das möglichst effektiv verhindern kann …und was man dazu können sollte.

Zudem stellt sich die Frage, ob und wie man künftig beispielsweise Eindrehwürfe anwenden kann, ohne daß der Bodenkämpfer das als Einladung betrachte, sich „den Rücken zu holen“.

All diese Fragen haben bewirkt, daß ich nun damit begonnen habe, meine Würfe etwas umzustrukturieren.
Ich finde es äußerst spannend, die Wurfprinzipien aus einem ganz neuen Blickwinkel zu betrachten und dabei herauszufinden, ob und wie sie gegen Gegner einsetzbar sind, die von vornherein den Bodenkampf präferieren …
Nein, das wird nicht immer gelingen.
Aber das ist ja kein Grund, es nicht trotzdem zu versuchen …

Würfe für Grappling, BJJ und Judo


Termin:

Samstag, 27. Juni / Sonntag, 28. Juni 2015

Lehrgangsort:
Polizeisportverein Leipzig eV., Sportpark, Dübener Landstraße 4, 04129 Leipzig

Referent:
Tom Herold 8.Dan Judo

Lehrgangsthemen:

Grundlagen der Standarbeit:

grundlegende Faßarten mit und ohne Gi, grundlegendes Gehen und Stehen, Grundlagen des Kuzushi (Gleichgewichtsbrechen)

Grundlagen der Fußfegewürfe:

spezielle Faßarten mit und ohne Gi, Schrittarbeit, Stören des gegnerischen Gleichgewichts, Fußhaltung bei Fegewürfen, „Synkope“

Methodischen Reihen der Fußfegetechniken:
De-Ashi-Barai, Okuri-Ashi-Barai, Ko-Soto-Gari, Ko-Uchi-Gari, Harai-Tsuri-Komi-Ashi, O-Soto-Gari, O-Soto-Guruma

Grundlagen und methodische Reihen der Opferwürfe:
Tomoe-Nage / Varianten und Wurfeingänge
Yoko-Guruma / Varianten und Wurfeingänge
Yoko-Gake / Varianten und Wurfeingänge

Weiterführende Standtechniken:

Kombinationswürfe
Konterwürfe und grundlegende Strategien der Wurfabwehr

Trainingszeiten:
Sonnabend, 27. Juni 2015 von 11:00 bis 19.00 Uhr (eine Stunde Mittagspause)
Sonntag, 28. Juni 2015 von 9:00 bis 15:00 Uhr

LG-Gebühr:

60,- Euro
Mitglieder des Kodokan Kidokai e.V. zahlen für diesen LG 30,- Euro.


Achtung:

Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. Bitte meldet euch daher rechtzeitig an.
Aufgrund der örtlichen Besonderheiten (Polizeisportverein) ist es notwendig, dem Veranstalter vorab eine Teilnehmerliste vorzulegen, damit die Teilnehmer Zutritt zum Polizeigelände erhalten.

Meldung: An Torsten Junge per Mail an leipzig [at] stars [dot] ms bis zum 21.06.2015. Die Meldeliste sollte Name, Vorname und Verein erkennen lassen, um somit auch einen reibungslosen Einlass in das Dienstobjekt zu erhalten (Personalausweis oder vergleichbares Dokument mitführen). Da die Teilnehmerzahl auf 26 begrenzt ist, erfolgt die Zusage in der Reihenfolge des Eingangs der Meldung

Übernachtungen:
Übernachtungen sind in der Sporthalle leider nicht möglich. Auf Wunsch stellt der Veranstalter eine Liste preiswerter Unterkünfte zur Verfügung.

Anmeldungen bitte per Email an mich oder an die oben angegebene Email.

21. Judokai der Kodôkan Jûdô Kidôkai

Termin:
Samstag, 30. Mai / Sonntag, 31. Mai 2015

Lehrgangsort:
Neue Mehrzweckhalle, Quieraustraße 7, 96529 Frankenblick, OT Mengersgereuth-Hämmern

Referent:
Tom Herold 8.Dan Judo

Lehrgangsthemen:

Grundlagen der Standarbeit:
grundlegende Faßarten, grundlegendes Gehen und Stehen, Stören des gegnerischen „Guard-Jumps“

Wiederholung der Grundlagen der Fußfegewürfe:

spezielle Faßarten mit und ohne Gi, Schrittarbeit, Stören des gegnerischen Gleichgewichts, Fußhaltung bei Fegewürfen, „Synkope“

Erweiterung der methodischen Reihe der Fußfegetechniken:

De-Ashi-Barai, Okuri-Ashi-Barai, Ko-Soto-Gari, Ko-Uchi-Gari, Harai-Tsuri-Komi-Ashi, O-Soto-Guruma

Grundlagen der Opferwürfe:

Tomoe-Nage / Varianten und Wurfeingänge
Yoko-Guruma / Varianten und Wurfeingänge
Yoko-Gake / Varianten und Wurfeingänge

Weiterführende Standtechniken:
Kombinationswürfe
Konterwürfe und Strategien zur Wurfabwehr


Trainingszeiten:

Samstag, 30. Mai 2015 von 11:00 bis 18.00 Uhr (eine Stunde Mittagspause)
Sonntag, 31. Mai 2015 von 9:00 bis 13:00 Uhr

LG-Gebühr:
80,- Euro
Mitglieder des Kodokan Kidokai e.V. zahlen für diesen LG 50,- Euro.

Die Anzahl der Teilnehmer ist begrenzt. Bitte meldet euch daher rechtzeitig an.

Übernachtungen:
Übernachtungen sind in der Nacht von Samstag zu Sonntag in der Mehrzweckhalle kostenlos möglich.
Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.

Meldungen an Mike Scharlipp: judo-blog-thueringen [at] sonkop [dot] net

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