Das Schärfegleichnis – von John Flais

Ich wurde kürzlich in eine online-Diskussion verwickelt, die davon ausging, dass wieder mal ein Taijiquan-Lehrer (um das Wort «Meister» zu umgehen) von einem Vollkontaktler (Sanda) öffentlich verprügelt worden war. Konkret ging ersterer dreimal nach einem einseitigen Schlagabtausch von je maximal zehn Sekunden auf die Bretter, wobei er beim dritten Mal selbst steif wie ein Brett liegenblieb. Dass der gute Mann schon 69 war und sein Gegner anscheinend 50 (obwohl der auf dem körnigen Video eher aussah wie 30) machte die Sache nicht wirklich besser. 

Die Diskussion ging dann etwas hin und her, Anhänger der TCMA äusserten sich negativ über die Fähigkeiten des TJQ-Vertreters, es wurde diskutiert, was die TCMA denn seien oder nicht sein, mit allen möglichen und unmöglichen Vergleichen quer durch die Geschichte und alle Kontinente (ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage). Schliesslich wurde die Diskussion zurück zum Ausgangspunkt gelenkt, nämlich der generellen Vergleichbarkeit in einem kontrollierten Setting, beispielsweise einem Vergleichssparring im Vollkontakt.

Meiner Erfahrung nach gibt in diesem Fall drei mögliche Szenarien:

A: Der Sparringsneuling wird übel zusammengefaltet, kehrt wütend der Matte den Rücken (üblicherweise mit den Worten «Aber in einem echten Kampf hätte ich…!») und ward nie mehr gesehen

B: Der Sparringsneuling wird übel zusammengefaltet und erwägt einen Vereinswechsel («Die haben mir all die Jahre was erzählt da!»)

C: Das Sparring verläuft mehr oder weniger ausgeglichen und man trennt sich mit den Worten «Vielen Dank, war spannend, gerne mal wieder.» 

Ich gebe zu, dass ich über die Jahre für diverse «A»s und «B»s verantwortlich war. Um ehrlich zu sein habe ich «C» vor allem dann erlebt, wenn Vollkontaktler in andere Vollkontaktsportarten reingeschaut haben, aber wie immer gibt es auch Ausnahmen. Wir sollten uns auch vor Augen halten, dass sich unser Besucher auf ein neues Spielfeld begibt, wo er unter den dort herrschenden Regeln «spielen» muss. Unter umgekehrten Voraussetzungen könnte auch der umgekehrte Fall eintreten. Ich wurde dann gefragt, wie man es in einer traditionellen Kampfkunst anstellen könnte, dass «C» häufiger vorkäme, wie man also die Vollkontaktkomponente stärken könne.

Meine Antwort hat allerdings ziemlich schnell Essaycharakter entwickelt und wurde darüber hinaus noch mit Gleichnissen aus dem Kontext des Messerschleifens gespickt, was den Rahmen der Diskussion völlig gesprengt, aber die Grundlage für diesen Beitrag geliefert hat. Er bezieht sich nicht direkt auf die TCMA und möchte die Frage, was TCMA sind und sein sollen weitestgehend ausklammern. Es geht vielmehr um die Frage, wie denn generell in Kampfsystemen gewisse Qualitäten ausgebildet werden und was denn erforderlich ist, um aus einem System ohne hohen Vollkontaktanteil in ein Vollkontaktsystem hineinschauen zu können und einigermassen unbeschadet, dafür mit neuen Erkenntnissen wieder rauszukommen. Erforderlich sind für Letzteres aus meiner Sicht generell drei Dinge: physische Vorbereitung, Einstellung und Verständnis.

Die physische Vorbereitung ist am einfachsten. Als allererstes sollte man fallen können, ohne sich gleich die Gräten zu brechen – ich weigere mich inzwischen standhaft, mit jemandem bzw. jemanden zu trainieren, der nicht vorab die Fähigkeit zu fallen (im Rahmen des geplanten Vergleichssettings) demonstriert. Wenn beim Vergleich zudem Schläge erlaubt sind, sollte man zudem vorab mit Schutzausrüstung und Partner geübt haben, um ein Distanzgefühl zu entwickeln und ein paar Treffer einstecken zu können. Für Waffen gilt naturgemäss das Gleiche, mit Betonung auf Schutzausrüstung und angemessene Simulatoren.

Das deckt die grundlegende physische Vorbereitung auch schon ab, wobei wir hier von einem Basislevel sprechen, nicht von etwas, was dem Äquivalent eines Meistergrades gerecht würde. Natürlich ist es auch ein Vorteil, fitter zu sein (wie ich in meinen Ligazeiten gesagt habe: Ich mag meine Kämpfe so kurz und einseitig wie möglich!), aber für einen reinen Einblick in ein anderes System und zu wissen, wo man steht ist das nicht zwingend erforderlich – auch wenn «ich sollte wirklich mehr an meiner Ausdauer arbeiten» ein nicht unübliches Statement nach solchen Vergleichen ist («Ich war einfach viel zu gut in Form» habe ich dagegen noch nie gehört). Mit ein Grund ist hier meiner Erfahrung nach, dass Sparringsanfänger häufig verkrampfen, und in dem Fall brennt jeder schnell mal aus, aber das ist wieder ein etwas anderes Thema.

Preisfrage – wann muss die Kalligraphie des Meisters entstanden sein, damit ich sie grüssen darf?

Die Einstellung, die für einen systemübergreifenden Austausch förderlich ist, ist sowas wie «Wir machen unser Ding, aber was die anderen machen kann auch spannend sein und in bestimmten Kontexten funktionieren». Man vergleiche das mit den – hier intentionell überspitzten – Klischees von «Grossmeister XY war ja SO ein toller Hecht. Er war der AB-SO-LUTE Obermacker in seiner Stadt, die damals die allerübelste Absteige des Wilden Ostens war. Er hat Anno Schnee basierend auf seinen 2943 allesamt gewonnenen ECHTEN STRASSENKÄMPFEN die BESTEN TECHNIKEN zusammengestellt, die AUF EWIG Gültigkeit haben, auch wenn die Schwerkraft plötzlich wegfallen sollte (ja, SO GUT war Grossmeister XY!). Wir machen das hier in der Tradition von Grossmeister XY. Lasst uns seine Kalligraphie grüssen.» Das soll jetzt keine Kritik an traditionellen Kampfkünsten (oder dem, was heute als solche verkauft wird) sein, aber ich finde, man sollte Tradition und Analyse auch gelegentlich trennen können, und vor allem nicht die intrinsische Überlegenheit des eigenen Stils basierend auf dessen mehr oder weniger verlässlichen Geschichte postulieren, nur weil einem das laufend eingetrichtert wurde. Ich weiss, das liegt häufig im Interesse des Anbieters, aber eben nicht zwingend im Interesse des Anwenders, der vermutlich nicht unter Realbedingungen lernen möchte, dass die «ultimative Technik» so ultimativ nicht ist. Technik ist schön und gut, aber sie muss auch für den Anwender funktionieren – und dafür eben auch mal mehr oder weniger adaptiert werden. Ich glaube, einer der Gründe, warum Vollkontaktler an Vergleichen so viel Spass haben ist, dass das für sie im Rahmen ihres Kontextes ganz normal ist – bei jedem Sparring vergleicht man sich mit anderen, und bei jedem Lehrgang oder Wettkampf vergleichen sich Schulen. Je grösser der Sport, desto grösser die möglichen Vergleichsebenen. Und wer nur immer stur «sein Ding» macht, wird halt nicht über Punkt X hinauskommen, was in vielen Fällen eben bedeutet: schnell mal stagnieren. Allerdings wird er das vielleicht nie wissen, wenn er nie über den Tellerrand schaut.

Es geht nicht um «Kraft gegen Technik» – Technik ist die korrekte und zeitkritische Anwendung von Kräften und Impulsen. Ungeachtet dessen, wer grad die dickeren Oberarme hat. Im Bild: Adam Saitiev und Yoel Romero, Finale 84 kg Freistil bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000.

Das Nächste ist ein realistisches Verständnis von Kraft und Technik. Anstatt Kraft als negativ abzutun und ewig «Technik schlägt Kraft» zu beten (ich höre das sogar von BJJlern andauernd, leider in aus meiner Sicht meistens völlig falschen Kontexten) würde ich das alte Dogma umformulieren und sagen, dass es im physischen Teil einer Auseinandersetzung primär um Kräfte geht. Kräfte werden im Kampfsport primär generiert durch Gewichtsverlagerung (!) und sekundär verstärkt durch Muskelkontraktionen, sowohl die eigenen als auch die des Gegners, die man nutzen kann (sofern man sie denn voraussagen und/oder gezielt provozieren kann). Sie werden verstärkt durch die generierte Geschwindigkeit, Hebel- und Keilwirkung (= Technik, Waffen) sowie gezielte Anwendung (= kampfrelevante Anatomiekenntnisse) und koordiniert durch gezielte Bewegungsabfolgen (= Technik bzw. Technikketten). Die Fähigkeit, Kräfte zu generieren, ist elementar und wertvoll und muss von jedem Kampfsportler im Rahmen seines Trainings unablässig trainiert und nach Möglichkeit optimiert werden. Ebenso wie Technik der limitierende Faktor bei der praktischen Anwendung von Kräften sein kann, sind Kräfte und praktische Anatomiekenntnisse die limitierenden Faktoren bei der Anwendung von Technik. Mehr Kraft generieren zu können – durch Gewicht, die Fähigkeit zur schnellen Gewichtsverlagerung und/oder durch Muskelkraft – ist erstmal ein Vorteil, jedoch darf ich dabei die anderen Aspekte nicht völlig aus den Augen verlieren. Dennoch sind Kräfte etwas, mit denen man zwingend umgehen können muss, und ganz ohne einschlägige Erfahrung ist das nun mal schwierig.

Klingengrundform, Anschliff und Klingengeometrie bedingen die Vielseitigkeit oder Spezialisierung eines Schneidwerkzeugs. Sowohl Vielseitigkeit als auch hohe Spezialisierung haben immer einen Preis. Im Laufe der Zeit haben sich sehr viele hochspezialisierte Formen herausgebildet, die man alle zweckentfremden kann, aber eben nur begrenzt.

Zur Technik würde ich noch einbläuen, dass eine Technik der anderen nicht primär überlegen ist, sondern immer ein Ansatz für einen bestimmten Kontext. Dieser Ansatz eignet sich nicht für alle denkbaren Kontexte gleich gut und muss unablässig geschliffen werden, und dazu gehören Tests nun mal dazu. Wer Erfahrung im Schleifen von Schneidwerkzeugen hat, weiss wovon ich spreche: Erst, wenn ich auf die Erfahrungen unzähliger «Schärfetests» zurückgreifen kann – primär meine eigenen, in zweiter Linie die meines Trainers und in dritter Linie auf die von dessen Trainern – kann ich vielleicht beurteilen, wie und wann ich die richtige Schärfe erreicht habe. Aber auch dann werde ich vermutlich gelegentlich testen müssen oder wollen, um sicherzugehen, dass ich «es nicht verlernt habe». Man sollte auch beachten, dass nicht jede «Schärfe» – das Resultat aus Stahl, Härte, Klingengeometrie, Schleifwinkel, Körnung des Schleifmediums und Qualität sowie Dauer des Schleifvorgangs – sich für jede Anwendung gleich eignet und Kenntnisse in einer Schärftechnik sich nicht zwingend auf andere Schärftechniken übertragen lassen. Meine Schleiftechnik kann noch so gut und konsistent sein, und egal, ob ich die Klinge Schneide oder Rücken voraus über das Schärfmedium führe oder das Schärfmedium über die Klinge: Schleife ich für die falsche Anwendung, kann es sein, dass ich umgehend Ausbrüche in der Klinge habe, der Apex (Grat) rollt, die Klinge während dem ersten Schnitt stumpf wird oder gar nicht erst schneidet. Wähle ich ein suboptimales Ausgangsmaterial (Stahlsorte für ein bestimmtes Anwendungsgebiet) und lasse dem die falsche Behandlung zu Teil werden (Klingengeometrie, Härtung), wird mein Ergebnis auch nicht optimal sein, und wenn ich das falsche Schleifmedium für meinen Zweck wähle und diese am Ende auch noch falsch behandle (z.B. japanischer Wasserstein ultrafein mit 10.000er Körnung, um einen Grobschliff mit hohem Materialabtrag an einem Stahl mit hohem Karbidvolumen und 67 HRC anzubringen, am Ende noch ohne den Stein vorher zu wässern) werde ich auch keine Freude haben. Vielmehr muss ich die Abfolge meiner Schleifmedien richtig wählen – von grob zu fein, vom primären Anschliff zur Schneidenpolitur. Der frühe Einsatz eines zu feinen Schleifmittels hat in der Praxis allenfalls den Sinn, herauszufinden, mit welchem Stahl ich es zu tun habe – Schärfe erreiche ich damit noch nicht. Man kann die Schleiferei auch übertreiben: wer zu viel und vor allem zu schnell schleift, kann den Stahl überhitzen und die Härte ruinieren. Auch sonst führt übermässiges und zielloses Schleifen zu Materialverschleiss, schneller als ein sachgemässer Gebrauch eines Schneidwerkzeugs (= schneiden).

Abnutzung von Klingen durch Gebrauch und Abziehen, bis ein Nachschleifen mit grösserem Materialabtrag erforderlich wird. Anstatt die ursprüngliche Geometrie wiederherzustellen, kann diese auch entsprechend dem Anwendungsspektrum adaptiert werden.

Genau das passiert m.E. aber sehr häufig in den Kampfkünsten – die einzelnen Komponenten wollen oft einfach nicht so recht zueinander und zum propagierten Anwendungsgebiet passen. Da ändert es auch nicht wirklich was dran, wenn der 10.000er Stein seit Urgrossvaters Zeiten für alle Arbeitsschritte und Schneidentypen verwendet wird – für manche Dinge sind die Alternativen eben erwiesenermassen besser, und in Zeiten der freien Informationsbeschaffung wird es immer schwerer, das zu leugnen.

Oben: Klinge mit spiegelpolierter Sekundärphase. Sieht super aus und ist sauscharf, allerdings auch mega-empfindlich, schnell hinüber und man sollte dafür perfektes Equipment und Freude am Schleifen haben… Unten: «bissiger» Schliff im Makro. Sieht furchtbar aus, ist nicht ganz so scharf, aber viel unempfindlicher und im Schneidverhalten aggressiver – fast wie eine Mikrosäge. Beide funktionieren gut für manche Anwendungen, mässig für andere. Der Mittelweg funktioniert ok für beide Richtungen, aber eben auch «nur» ok. 

Der Stahl in dem Gleichnis ist natürlich der Schüler. Es gibt ganz unterschiedliche Stähle, die sich für unterschiedliche Anwendungen von Haus aus unterschiedlich gut eignen. Einige davon bringen jedoch von Haus aus bestimmte Eigenschaften nicht mit, die für die Ausbildung einer scharfen Schneide erforderlich sind: entweder sie enthalten zu viel Kohlenstoff, sind spröde und neigen dazu, unter spontanem Druck zu brechen. Oder sie enthalten zu wenig Kohlenstoff und verbiegen sich, wenn man versucht sie zu härten. In beiden Fällen gibt es Wege, um dies zu ändern, aber beide sind aufwändig, kosten Mühe und Zeit und brauchen einen guten Schmied. Ein zu kohlenstoffreiches Material (z.B. Gusseisen) kann ich homogenisieren, indem ich es schmiede, und einen ursprünglich kohlenstoffarmen Stahl kann ich dennoch härten, indem ich ihn aufkohle oder nitriere, also Elemente in den Stahl einarbeite, die eine Härteannahme ermöglichen. Manche Stähle haben auch Schichten (Schweissverbundstoffe, auch «Damast») – nicht inhärent besser als ein Monostahl, je nach Zusammensetzung sogar gelegentlich höchst problematisch, aber definitiv spannend zu bearbeiten, wenn man nicht weiss, was als nächstes kommt. Es ist auch nicht so, dass jeder Schmied den gleichen Stahl bevorzugt – manche können mit einer grossen Bandbreite arbeiten, andere bevorzugen Stahl mit bestimmten Struktureigenschaften oder besonders gut formbare Stahlsorten. Härte und Klingengeometrie sind das, was sich der Schüler in der Schule aneignet (basierend auf seinen mitgebrachten «Materialeigenschaften»), Schleifmedien und Schleifwinkel die Trainingsmittel, die eine Schule empfiehlt bzw. zur Verfügung stellt, wobei bestimmte Formen und Anwendungen besser mit bestimmten Stahlsorten und Härtegraden harmonieren. Und Qualität und Dauer des Schärfvorgangs sind das, was der Schüler selbst an Zeit, Aufmerksamkeit und Mühe investiert.

Oben: Schemazeichnung zur Bedeutung von einzelnen Aspekten der physischen Vorbereitung im Ringen (aus: Czech/Hartmann/Jürgens, Klassischer Ringkampf. Lehrbuch für Fortgeschrittene. Ost-Berlin 1976, S. 18 Schema 4). Man beachte, dass eine schlechtere spezielle Grundlagenausdauer durch eine bessere Toleranzkapazität kompensiert werden kann – ebenso wie eine stumpfere primäre Schneidphase durch eine höhere sekundäre Schneidphase.
Unten: Bedeutung von Wetzstahl und Abziehleder zum (Wieder-) Aufrichten des Schneidgrates.
Es geht immer um die Optimierung der «Spitze», aber dennoch darf die «Basis» nicht vernachlässigt werden.

Vollkontaktsparring und Wettkampf sind dabei gleichzeitig «Schärfmittel» und Schärfetest, verbunden mit einem allgemeinen Belastungstest. Sie sind keineswegs die einzigen Schärfmittel, sondern eher sowas wie der Wetzstahl (steel sharpens steel!) und das Abziehleder, also das, was «den letzten Schliff» gibt. Die grundlegenden Voraussetzungen werden schon im Vorfeld geschaffen, aber ohne die feine Körnung und das Abziehleder kommt man eben für bestimmte Anwendungen nicht auf die gewünschte Schärfe. Möchte ich einen sehr «bissigen» Grobschliff («gezahnter» Schliff oder gar Wellenschliff) haben, kann es durchaus sein, dass der Wetzstahl nur für ein paar Züge am Schluss eines Anschliffs gebraucht wird und das Abziehleder gar nicht (auch weil die Schneide ins Abziehleder beissen kann, und das gibt nur Scherereien, aber keine scharfe Schere). Wenn ich aber vorsichtig bin und weiss, was ich mache, kann ich eine bereits scharfe Schneide allein mit dem feinen Stein und dem Abziehleder (Häufigkeit entsprechend dem Anwendungsgebiet) bei gleichzeitiger Verwendung praktisch unbegrenzt scharf halten, wobei sich die Klingengeometrie nach und nach ändern oder ich durch die Anwendung oder auch durch falschen (auch übermässigen) Gebrauch des Schleifmediums einen grösseren Schneidenschaden bekommen kann. Dann muss ich ggf. von vorne anfangen mit dem Schärfen und schlimmstenfalls den Schärfwinkel oder sogar die Klingengeometrie adaptieren. Wenn ich die Klinge nicht anwende, sollte ich sie sorgsam in ein passendes Material einwickeln – um sicherzugehen, dass weder die Klinge noch die Umhüllung Schaden nehmen – und hin und wieder hervorholen ölen (oder, wie der Hagakure sagt: mir «damit die Augenbrauen stutzen», was sowohl dem Erhalt der äusseren Erscheinung als auch dem Schärfetest dienen soll). Korrekt eingepackt kann eine Klinge eine überraschende Schärfe bewahren – Veteranenweltmeister werden häufig Leute, die zwar in ihrer Jugend gut, aber keineswegs zwingend Weltklasse waren – die es aber gut erhalten und mit genug «Biss» in den Ruhestand geschafft haben.

Korrekt gestutzte Augenbrauen – check.

Ich denke, so ähnlich verhält es sich auch im Kampfsport. Ein Klingenrohling ist zunächst «blank» und kann für verschiedene Anwendungen optimiert werden, auch wenn bestimmte Tendenzen vielleicht schon erkennbar sind, weist er doch eine bestimmte Grobform und Materialzusammensetzung auf. Jedoch ist es nicht so, dass der erste Anschliff bereits entscheidend für die letztendliche Funktion der Klinge sein muss. Vielmehr kann diese im Laufe der Zeit und durch diverse Umstände ihr Anwendungsgebiet wechseln, und wenn sie nicht verlässlich geölt wird oder von Haus aus durch Zugabe von mehr oder weniger schwarzer Magie (Beigabe von Chrom, Stickstoff, Kobalt… und/oder Kohlenstoffreduktion) «rostträge» oder gar «rostfrei» gemacht worden ist, auch schon mal einrosten – aber auch wieder entrostet werden, wenn auch mit Materialverlust (insbesondere an der Schneide, wo das Material am dünnsten ist). Eine Anwendungsänderung braucht immer Zeit, Arbeit und oft genug auch einen fähigen Schmied. Aber so oder so –egal, ob ich eine Klinge schärfen oder eine Schneide scharf halten will, ich muss schleifen, schleifen, schleifen… und hin und wieder überprüfen was ich da eigentlich tue.

Vom leicht angerosteten Klingenrohling zur ausgeschliffenen Klinge, an der die Damaszierung sichtbar wird. Hier wunderbare Beispiele von Messermacher Egbert Stolpe.

Über den Gastautor

Hinter dem Pseudonym «John Flais» verbirgt sich ein ehemaliger Bundesligaringer, der sich bedingt durch diverse «Schneidenausbrüche» inzwischen weitestgehend im vorzeitigen leistungssportlichen Ruhestand befindet. Er erwägt derzeit eine «Änderung der Klingengeometrie» und hat daher gerade mehr Zeit zum Nachdenken und Schreiben. Er befasst sich mit Übertragbarkeiten von Techniken, Taktiken und Trainingsmethoden in diversen ringenden Kampfdisziplinen (mit und ohne Waffen) quer durch die Zeiten und schleift begeistert Klingen aller Art, vom Taschenmesser bis zum Talwar. Erreichen kann man ihn über www.kampfkunst-board.info (Benutzername period).

Über Straßen, Netze und Bewegung

In dem ersten Artikel über „Das Gehirn und die Bilder“ sind wir ja auf die Bedeutung der inneren Bilder und die Vernetzung des Gehirns eingegangen.

In diesem Artikel soll jetzt die Brücke geschlagen werden zu der Verbindung zwischen körperlicher Übung, unserem „Denken“ und den verschiedenen, daran beteiligten, Gebieten unseres Gehirns.

Wenn wir über „das Gehirn“ reden muss uns klar sein dass zwar der grobe Aufbau des Gehirns bei jedem Menschen gleich ist, aber jeder von uns sein individuelles „Streckennetz“ hat. Jeder ist eine einzigartige Persönlichkeit mit einzigartigen Erfahrungen, Fähigkeiten, Problemen und Schwachstellen.

Um das zu verdeutlichen kann man sich das menschliche Gehirn einmal als den europäischen Kontinent vorstellen. Die Hirnregionen sind die Städte, Dörfer und landschaftlichen Besonderheiten. Was jetzt unsere „Persönlichkeit“ ausmacht ist das individuell unterschiedlich ausgebaute Straßennetz. Manche Orte sind bei dem Einen mit Autobahnen verbunden, bei dem Anderen nur mit Trampelfaden.

Dazu kommt das individuelle Erfahrungen und „Gewohnheiten“ dazu geführt haben das bei einigen Menschen bestimmte Verbindungen blockiert sind, z.B. durch Traumata (wobei darunter nach meiner Definition jede erfahrene Hilflosigkeit fällt), oder Krankheit.

Wenn wir über „die Motorik“ reden muss man bei dem Menschen zwischen zwei verschiedenen Arten der Motorik unterscheiden. Stark vereinfacht ist dies die sogenannte „willkürliche Motorik“ und die sogenannte „unwillkürliche Motorik“.

Erstere ist die Art der Bewegung, die unser Verstand initiiert, z.B. um eine Tasse Kaffee zu greifen oder diese Buchstaben auf der Tastatur zu tippen. Letztere dient u.a. der Körperstabilisierung.

Immer wenn ich eine Bewegung willentlich ausführe „sagt“ mein Verstand einer Region weiter „hinten“ in der Großhirnrinde welches Bewegungsprogramm sie jetzt bitte abrufen solle. Als nächstes „bespricht“ diese Region dann diesen Wunsch mit einer Abteilung unterhalb der Großhirnrinde, den Basalganglien.

Dieser Teil des Gehirns stellt eine sehr wichtige Schaltstelle zwischen „unserem Verstand“ und dem Rest des Gehirns dar, denn er ist mit vielen Gehirnteilen verbunden und in viele Gehirnprozesse eingebunden.

Er ist ein wichtiger Teil des „emotionalen Systems“ (und ist somit auch eingebunden in das Erleben und verarbeiten von Emotionen und dem Lernen) und hat Verbindungen zum Hirnstamm wo überlebensnotwendige Körperfunktionen gesteuert werden.

Haben die Basalganglien jetzt den Wunsch des Verstandes empfangen und mit der emotionalen Abteilung besprochen/abgeglichen, werden noch Details mit dem Hirnstamm (und darüber mit dem Kleinhirn, dazu aber später mehr) abgeglichen und dann wird das Ergebnis dieser „Konferenz der Instinkte“ an den Verstand zurückgemeldet. Vorher muss dieses Ergebnis aber noch in einer weiteren Konferenz modifiziert werden. Dem Thalamus.

Dort sitzen die Führungsgremien verschiedener Abteilungen des Körpers, wie z.B. des Gedächtnisses, der Körpereigenwahrnehmung, des Hörens, des Sehens, und der unwillkürlichen Motorik.

Diese Führungsabteilung bespricht dann das Anliegen weiter, passt es an und sendet dann das Ergebnis in Kopie an den Verstand und gibt die Befehle an die ausführenden Organe der Großhirnrinde wo die entsprechenden Muskelbefehle dann erteilt werden.

Das Kommandozentrum unserer unwillkürlichen Motorik, die ja u. a. dazu dient dass wir nicht umfallen und unsere Körperspannung halten, liegt im Kleinhirn. Diese Hirnregion befindet sich „hinten“ unterhalb unseres Großhirns und sieht aus wie zwei, an den Hirnstamm geklebte, Walnüsse. Es macht nur ein Zehntel des Gewichts unseres Gehirns aus, beinhaltet aber 4/5 aller Hirnzellen. Alleine an dieser Verteilung kann man sehen wie wichtig dieses Gehirnareal auch für uns Menschen ist.

Im Kleinhirn laufen alle Informationen des Bewegungsapparates zusammen. Dort kommen die Informationen über den Spannungszustand der Muskeln und Sehnen an, die Informationen über die Stellung der Gelenke und Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan des Kopfes.

Gleichzeitig werden die Muskelbefehle der Großhirnrinde in Kopie dort in Echtzeit registriert und verschieden Informationen aus dem Hirnstamm verarbeitet.

Dieses Kommandozentrum hat Mitteilungskanäle zum Thalamus wo seine Informationen an das Großhirn weitergeleitet werden und wo mit Hilfe dieser Informationen willentliche motorische Befehle ausgearbeitet werden. Es hat jedoch auch Kanäle zum Hirnstamm, und damit direkt zur Muskulatur, um schnell und instinktiv auf Situationen reagieren zu können indem es den Körper reflexartig bewegt, oder unbewusst „austariert“.

Wie wir gesehen haben ist der Hirnstamm ebenfalls in alle Prozesse involviert. Das ist auch absolut logisch, denn er ist der älteste und wichtigste Teil unseres Gehirns. Hier werden Dinge wie unsere Atmung und der Herzschlag reguliert, hier laufen alle Informationen über unseren Körperzustand zusammen, hier tauscht sich das Kleinhirn mit den Augen, den Ohren und dem Gleichgewichtssinn aus, hier wird die Atem- und Schluckmuskulatur gesteuert und unsere Augenmuskeln koordiniert. Hier wird unser emotionales Erleben mit all den o. g. Funktionen abgestimmt.

Der Hirnstamm kann seine gewichtige Meinung über verschiedene Kanäle dem Verstand mitteilen. Er sitzt in der Führungsebene des Thalamus, beeinflusst die Schaltstelle der Basalganglien und hat einen ständigen Sitz in der Kommandozentrale des Kleinhirns. Seine Befehle gehen direkt an die Muskeln und Eingeweide und seine Meinung ist für den Verstand bindend.

Wenn der Hirnstamm der Meinung ist dass der Verstand eine Situation nicht schnell genug lösen kann, dann übernimmt er selber die Kontrolle und setzt den Verstand auf die „Auswechselbank“. Er ist das Instinktzentrum von dem ich in dem Artikel über das Gehirn und die Bilder gesprochen habe, als es um den Tiger und „Fight, Flight, Freeze“ ging. Er ist es auch der die Wachheit und Aufmerksamkeit steuert.

Wir haben also unseren Verstand, die Schaltstelle der Basalganglien, die Kommandozentrale des Kleinhirns, die emotionalen Zentren, das Gedächtnis, die Führungsabteilung des Thalamus und den alles verbindende Hirnstamm als Überlebensinstanz. Dies sind die großen Städte auf der Landkarte des Gehirns.

All diese Städte sind miteinander verbunden und haben natürlich auch alle selber ein Straßennetz. Wir haben ja schon dargelegt das unser Gehirn permanent dieses Straßennetz ausbaut und auch wieder zurückbaut, je nach Bedarf. Es ist, in dieser Beziehung, wie ein Muskel: Was man oft nutzt wird größer und stärker.

Anhand der Verteilung der Nervenzellen im Gehirn kann man sehen dass unserem motorischen System eine sehr große und gewichtige Rolle zu kommt (wir erinnern uns: 4/5 aller Hirnzellen!). Dies macht natürlich auch Sinn, da wir uns in unserer Umwelt permanent bewegen und mit ihr interagieren müssen. Uns wird jedoch nur ein sehr kleiner Teil der Informationen aus unseren Muskeln, Knochen und Sehnen an den Verstand zurückgemeldet, d.h. wir nehmen nur einen sehr kleinen Teil unserer Körperinformationen bewusst war.

Man kann sich dies am ehesten wie mit einem Computer vorstellen. Wir müssen nicht den Programmcode des Betriebssystems kennen oder den des Browsers mit dem wir diese Zeilen lesen. Wir müssen nicht die Prozessorarchitektur kennen mit dem der Computer angetrieben wird und auch nicht all die Stationen mit denen die Informationen dieser Webseite auf ihren Bildschirm gelangen, geschweige denn deren inneren Aufbau.

Wichtig sind die Informationen auf dem Bildschirm, mit ihnen arbeiten wir. Genauso ist es mit unserem Verstand. Er muss nicht alle Informationen kennen, er muss nur mit den Ergebnissen dieser Informationen arbeiten.

Unser Körper hat sehr viele Möglichkeiten auf unterbewusster Ebene unser motorisches System zu beeinflussen. Aus unseren emotionalen Zentren treffen permanent Erregungen in den unwillkürlichen Schaltzentren, z.B. im Hirnstamm, ein. Unsere Basalganglien unterliegen auch permanent Doppel- und Dreifachbelastungen, da sie Emotionen, Verstand und Lernen gerecht werden müssen und dazu noch dem Hirnstamm und dem Thalamus Bericht erstatten müssen, während sie auch eine gewichtige Rolle in der Ausführung von Bewegungen spielen. Von all diesen, unter der Oberfläche ablaufenden, Vorgängen bekommen wir nichts mit, da „wir“ mit „wichtigeren“ Dingen beschäftigt sind (z.B. diesen Text lesen oder Kaffeetrinken).

Jetzt sind unsere Straßennetze im Gehirn aber nicht überall gleich gut entwickelt. Es gibt, auf Grund unserer Erfahrungen, Engstellen, Sackgassen, Autobahnen und Trampelpfade. Insbesondere die Straßen unserer Körpereigenwahrnehmung sind oft sehr dürftig ausgebaut, eben weil unser Körper sehr viel instinktiv macht und wir unser Gehirn für andere Dinge nutzen, als uns bewusst (achtsam) zu bewegen. Durch ein permanentes Dauerfeuer aus den emotionalen Zentren und den Ansprüchen unseres Verstandes gehen die Informationen aus unserem Körper oft unter und finden keine Beachtung. Der Hirnstamm und das Kleinhirn steuern die Muskelspannung autonom und „belästigen“ den Verstand nicht mit genaueren Einzelheiten. Der Preis dafür ist jedoch ein Zurückbauen des entsprechenden Straßennetzes.

Über den Einsatz von Bilder zur Bewegungssteuerung nutze ich nun sehr viele Straßen in meinem Gehirn gleichzeitig, insbesondere dann, wenn ich versuche alle Teile meines Körpers wahrzunehmen und harmonisch zu bewegen. Ich will dann z. B. nicht nur meine Arme anheben, sondern ich möchte ein Gefühl an meinem ganzen Körper erzeugen, als ob ich unter Wasser stehe und der Auftrieb des Wassers meine Arme nach oben bewegt, während mein ganzer Körper durch die Eigenbewegung des Wassers bewegt wird und sich austarieren muss.

Eine Idee ermöglicht mir auf die sonst unbewussten Informationen der Körperspannung zuzugreifen und diese mit Hilfe von dazugehörigen Bildern zu verändern und anzupassen, indem ich mich bewusst und sehr diffizil und fein abgestuft bewege. Da man die Straßen am besten ausbaut wenn man sie oft benutzt sollte dies mit einer hohen Wiederholungsrate geschehen.

Durch das Nutzen von Bildern und Bewegung, die die Körpereigenwahrnehmung verbessert, baue ich mein Straßennetz zwischen den Städten aus, aber auch innerhalb der Städte. Ich verbessere meine gesamte Infrastruktur des Gehirns. Eine Idee/Bild erregt durch das Straßennetz alle Städte, und deren Straßen, im Gehirn. Aus dem All, bei Dunkelheit betrachtet, würden alle Straßen Europas, durch die auf ihnen fahrenden Autos, leuchten.

Jetzt gibt es das Phänomen der „kombinierten Erregungsmuster“. Wenn ich durch eine Idee eine bestimmte Anzahl an Dörfern und Städten zum Leuchten bringe, also das Straßennetz dorthin nutze, dann baue ich diese Straßen aus. Wenn ich jetzt eine andere Idee nehme, die ebenfalls ein bestimmtes Straßennetz zum Leuchten bringt, und sie mit der vorherigen Idee koppele, dann leuchten auf einmal deutlich mehr Straßen und werden so besser ausgebaut. Ich habe das Netz erweitert. Letztendlich ist es dann egal in welcher Stadt die Idee entsteht, durch das Straßennetz breitet sie sich auf allen Wegen aus und erreicht alle angeschlossenen Dörfer und Städte.

Durch diese kombinierten Erregungsmuster erhalten auf einmal Gehirnregionen Anschluss an das Straßennetz die ich evtl. vorher nicht, oder nur mit Mühe, erreichen konnte. Je besser die Infrastruktur desto effektiver die Transportwege.

Das Ziel des Trainings in den chinesischen Kampfkünsten ist es ein möglichst gut ausgebautes Straßennetz zu bekommen. Zwischen den Städten und in den Städten und Dörfern des Gehirns. Dadurch kann ich versuchen das gesamte Potential des menschlichen Geistes zu nutzen und mich zu entwickeln.

Die Arbeit mit den Muskeln des Körpers spielt dabei eine große Rolle, da das motorische System an vielen Stellen des Körpers beeinflusst wird und man über die Arbeit damit viele Straßennetze und Städte des Gehirns erreichen kann.

Wie wir in dem Artikel über die Didaktik schon geschrieben haben sind die kämpferischen Anwendungen ein wichtiges Werkzeug, aber auch die Methode des „Stehens“ spielt eine wichtige Rolle. Man kann bestimmte Dinge im Körper besser wahrnehmen und beeinflussen, wenn man keine „Ablenkung“ durch einen Gegner hat, sondern sich zunächst auf sich, seine Muskeln und seine Wahrnehmung konzentrieren kann. Erst ohne sich im Raum zu bewegen, dann auch mit Bewegung im Raum und zuletzt in Koordination mit dem Gegner.

Mit wachsendem Ausbau unseres Straßennetzes wächst dann die Qualität unserer Eigenwahrnehmung und die Möglichkeit unserer Körperkontrolle. Durch das Herausarbeiten von essentiellen Prinzipien und das Anwenden dieser, erhöhen wir stetig den koordinierten Verkehr auf unserer Infrastruktur und verbessern den Verkehrsfluss. Wir beseitigen Engstellen und bauen kontinuierlich die Straßen aus.

Dadurch halten wir permanent die Anforderungen an uns hoch und verbessern uns immer weiter. Im Idealfall läuft der Verkehr jederzeit ungehindert und reibungslos, während wir parallel an dem Ausbau des Netzes arbeiten. Dann befinden wir uns im Zustand des sogenannten „Flows“.

Wenn wir es schaffen diesen Zustand aufrecht zu halten, werden wir nicht so leicht in dem Zustand des „Freeze“ gefangen oder in „Flight“ gehen, wenn wir mit einem Problem konfrontiert werden. Auf der anderen Seite wird uns im Training aber auch nicht langweilig, da wir ja permanent unser Straßennetz erweitern, indem wir neue Ideen nutzen und immer neue Erregungsmuster kombinieren.

Da diese Ideen und Straßen aber nicht nur auf die motorischen Areale beschränkt sind, sondern ihren Ursprung in unserem Verstand haben, und auch unsere Emotionen und Erfahrungen mit einbeziehen, wachsen wir als gesamte Persönlichkeit und profitieren auf allen Ebenen von dem Training. Bis auf einmal alles Training wird und die verbindenden Elemente sichtbar werden…

 

Kampf und Kunst

Wir haben hier ja schon mehrmals über „Bilder“ und „Ideen“ geschrieben, aber wie hängen diese zusammen?
Um das zu verdeutlichen möchte hier ein Beispiel aus der Kunst nutzen: Michelangelos Decke in der Sixtinischen Kapelle. Die Decke selber ist ein „Bild“, welches aus vielen einzelnen „Bildern“ besteht. Diese Bilder wiederum bestehen aus vielen einzelnen Ideen.

Die „Erschaffung Adams“ in der Mitte, zum Beispiel, ist ein Bild innerhalb der Decke. Dieses Bild beinhaltet verschiedene inhaltliche Ideen. Man achte z.B. auf das Gehirn in dem Gott ist, oder auf die Gesichter der Personen (genaueres sollte man sich aber von einem versierten Führer vor Ort, im Vatikan, erklären lassen…).

Die inhaltlichen Ideen setzte Michelangelo wiederum durch verschiedene handwerkliche Techniken um. Diese Techniken sind auch „Ideen“ um bestimmte Effekte zu erreichen (3D-Effekte, Perspektive etc.).

Was hat aber nun diese Decke mit der Kampfkunst, insbesondere der chinesischen Kampfkunst, zu tun? Ganz einfach:

Die Handhaltungen, Wechsel, Anwendungen sind alles einzelne Bilder. Sie definieren eine Form mit der Ideen transportiert werden sollen. Diese Ideen wiederum sind Ausdruck von anderen Ideen. Wie bei Michelangelo: Die handwerkliche Technik verleiht einer Idee im Bild Leben, damit diese Idee ein Bild formt, das im Gesamtkunstwerk der Decke zum Ausdruck kommt.

Die CMA sind eine sog. „prinzipienorientierte Kampfkunst“, und Bilder und Ideen sind das didaktische Mittel um diese Prinzipien zu verstehen und anzuwenden.

Ohne einen fachkundigen Führer wird man Michelangelos Meisterwerk in der Sixtinischen Kapelle nicht verstehen. Man braucht jemanden der einem die Anspielungen zeigt, erklärt und auch erklärt wie Michelangelo diese umgesetzt hat, bzw. wie sich das Ganze in den Rest des Vatikans einordnen lässt.

Ohne einen fachkundigen Lehrer in den CMA wird man nicht verstehen wie man zur „Natürlichkeit“ gelangt, denn auch dazu braucht man die Erklärungen. Hier ist es nur eben nicht ein materielles Kunstwerk, sondern das Kunstwerk ist der Kampf. Die Kunst manifestiert sich im Kampf, bzw. dem Kämpfenden. Die Sprache, um diese Kunst zu verstehen, liegt im soziokulturellen Kontext des altertümlichen China: Der Natur, der Kultur (Taoismus, Konfuzianismus) und dem Militär.

Durch das Üben und Verstehen der Prinzipien anhand der Bilder und Ideen wird der Kampf zur Kunst, die sich aber auf alle Bereiche des Menschen auswirkt. Der Mensch selbst wird zum „Kunstwerk“: durch das Verständnis der Natur wird er selbst wieder natürlich.

Innere Bilder, Ideen und Achtsamkeit.

Was genau muss man sich unter „Bildern“ oder „Ideen“ vorstellen?

Bilderarbeit (die Arbeit mit Ideen) macht unserem Bewusstsein unterbewusst ablaufende Prozesse zugänglich, oder beeinflusst sie.

Zur Erläuterung der Rolle des „Bewusstseins“ hier mal ein Zitat aus einer Arbeit von Maja Storch:

„Aus neurowissenschaftlicher Sicht entstehen „alle Aspekte des psychischen normalen wie auch des neurotischen Verhaltens … aus den normal funktionierenden memonischen (gedächtnisbezogenen, M.S.) Funktionen des menschlichen Gehirns“ (Koukkou & Lehmann, 1998a, S. 294). Ausserdem gilt: „Der … Organisator der Genese, Koordination und Kontrolle der Qualität aller Dimensionen des menschlichen Verhaltens, in allen Alters- und Bewusstseinslagen, ist die Menge und die Qualität des im Gehirn des Individuums erworbenen und kreierten Wissens“ (ebd., S.301). Dem Gedächtnis und dem darin gespeicherten Wissen kommt eine entscheidende Bedeutung zu, sowohl was die menschliche Psyche betrifft als auch was die Verhaltenssteuerung angeht. Bei Mertens (1998) findet sich ein ausführlicher und sorgfältiger Überblick über verschiedene psychologische Konzepte, die gut mit dem neurowissenschaftlichen Modell der Gedächtnisbildung auf der Basis von neuronalen Netzen in Verbindung gebrachtwerden können. Hierzu gehören aus der Sicht der genetischen Epistemologie die sensomotorischen Schemata nach Piaget (1952), aus der Sicht der Körpertherapie die affektmotorischen Schemata nach Downing (1996), aus psychoanalytischer Sicht die „Wahrnehmungs-Affekt-Handlungsmuster“, die bei Dornes (1993) beschrieben sind, und aus der Sicht der Kleinkindforschung die RIGs (representations of interaction generalized; dt. generalisierte Interaktionsrepräsentanzen), ein Konzept von Stern (1985).

Bleibt man in diesem neurowissenschaftlich fundierten Modell von Psyche, so kann man psychische Entwicklung als Erweiterung von Gedächtnisinhalten und damit als Lernen beschreiben. Dies führt zu der Frage, wie psychisches Geschehen aus neurowissenschaftlicher Sicht reguliert wird. Denn wenn die Absicht besteht, psychische Gesundheit gezielt zu fördern, muss präzises Wissen darüber vorhanden sein, welche innerpsychischen Instanzen am Zustandekommen von Gesundheit beteiligt sind. Wie wird psychisches Geschehen reguliert? Wie hat man sich die Regulationsprozesse vorzustellen, die das psychobiologische Wohlbefinden des Organismus sichern? Zunächst ist festzuhalten, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden müssen, dass „das, was wir als unser Ich erleben, das zentrale Steuerungsorgan unseres Lebens und unseres Seelenlebens ist. … Unser Ich-Erleben ist eine emergente Qualität aus der Gesamtheit der neuronalen Prozesse, die in uns ablaufen. Unser Ich ist nicht der Überwacher und Herrscher über diese Prozesse, sondern ihr Produkt“ (Grawe, 1998, S. 331).
Dem Bewusstsein, an das die Vorstellung von der Tätigkeit des Ich in psychologischen Theorien gekoppelt ist, kommt aus der Sicht der Neurowissenschaften keineswegs die zentrale Stellung zu, die ihm in der akademischen Psychologie lange Zeit gegeben wurde. Dies liegt daran, dass der überwiegende Teil der Gehirnaktivität über unbewusste Prozesse verläuft. Nach Roth (2001, S. 218f) sind nur diejenigen Vorgänge bewusst, die mit einer Aktivität des assoziativen Cortex verbunden sind. Entsprechend sind für uns alle Vorgänge unbewusst, die im Gehirn stattfinden, während und solange der assoziative Cortex nicht aktiv ist. Abbild 2 zeigt diejenigen corticalen Areale, deren Aktivität nach Roth bewusstseinsfähig ist. Der Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten Prozessen im Gehirn korrespondiert die Unterscheidung in explizite und implizite Prozesse aus der Gedächtnispsychologie (Schacter, 1986). Ein ausführlicher Überblick hierzu findet sich bei Grawe (1998, S. 376f). Grawe schreibt ausserdem: „Die Existenz eines unbewussten Funktionsmodus ist nicht nur eine psychoanalytische Annahme. Sie ist ein empirisch gesichertes Phänomen“ (ebd., S. 434). Die Funktionsweise des bewussten und des unbewussten Modus ist verschieden, sie beruht auch hirnanatomisch auf verschiedenen Strukturen. Explizite Prozesse benötigen Zeit und Aufmerksamkeit, implizite Prozesse können automatisiert in Sekundenschnelle abgerufen werden. Explizite Prozesse sind störungsanfällig, implizite Prozesse laufen, wenn sie einmal ausgelöst wurden, mit hoher Zuverlässigkeit ab. Da explizite Prozesse energetischstoffwechsel-physiologisch sehr viel „teurer“ sind als implizite Prozesse, bezeichnet Roth (2001) sie sogar als ein „besonderes Werkzeug des Gehirns“ (S. 231). Bewusstsein ist aus der Sicht des Organismus ein Zustand, „der tunlichst vermieden und nur im Notfall einzusetzen ist“ (Roth, 2001, S. 231). Explizite, mit Bewusstsein verbundene Prozesse werden vom Gehirn nur dann aufgerufen, wenn in einem unterhalb der Bewusstseinsschwelle verlaufenden Prozess, der in den Neurowissenschaften „präattentive Wahrnehmung“ genannt wird, ein Objekt oder eine Situation als „neu“ und/oder als „wichtig“ eingestuft wurde. Wenn die präattentive Wahrnehmung einen Sachverhalt als „bekannt“ und/oder „unwichtig“ einstuft, wird der implizite Verarbeitungsmodus eingeschaltet. Das Gehirn ist darauf aus, auch Inhalte, für deren Bearbeitung zunächst viel Aufmerksamkeit und „teure“ Bewusstheit nötig war, so bald als möglich ins implizite Gedächtnis zu überführen. Dies geschieht durch Wiederholung und Übung. In dem Masse, in dem Leistungen wiederholt werden, sich einüben und schliesslich mehr oder weniger automatisiert und damit müheloser werden, schwindet auch der Aufwand an Bewusstheit und Aufmerksamkeit, bis am Ende – wenn überhaupt – nur ein begleitendes Bewusstsein übrig bleibt. Wenn man an den Unterschied von der ersten Fahrstunde zu der Art und Weise, wie man heute Auto fährt, denkt, wird der Unterschied zwischen expliziten und impliziten Prozessen ohne weiteres deutlich. Grundsätzlich ist die Fähigkeit des Gehirns, viele Dinge im impliziten Modus automatisiert abzuwickeln, meistens von Vorteil. Für psychologische Prozesse allerdings kann diese Fähigkeit manchmal zum Problem werden. Dies ist dann der Fall, wenn maladaptive neuronale Netze die Steuerungsfunktion übernehmen und im Menschen Wahrnehmungsbereitschaften, motivationale Bereitschaften und Handlungsbereitschaften hervorrufen, die dem psychobiologischen Wohlbefinden abträglich sind.“

Quelle: http://majastorch.de/download/Ressourcenaktivierung.pdf

Insbesondere der zweite Absatz ist wichtig. „Ich“ kann nur mit meinen bewussten Anteilen arbeiten und muss über Assoziationen, die ich gelernt habe, Zugriff auf meine unterbewussten Erinnerungen und Vorgänge bekommen.

Ein Beispiel für ein Bild aus der Therapie (extrem simpel) ist das „innere Lächeln“. Man sagt dem Patienten er soll Lächeln ohne den Mund zu bewegen, also an „Lächeln“ denken und dann werden unterbewusste motorische und emotionale Prozesse in Gang gesetzt, die neuronale Errungsmuster abrufen (oder auslösen).

Hier, ebenfalls von Maja Storch (ebenda) , eine ganz gute Erklärung zu neuronalen Erregungsmustern:

„Auf der Ebene der Nervenzellen kann man sich das Wissen, das die Gedächtnisinhalte des menschlichen Gehirns ausmacht, als Bereitschaften zur Aktivierung ganz bestimmter neuronaler Erregungsmuster in diesem riesigen neuronalen Netzwerk vorstellen. Diese Erregungsmuster sind in so genannten „neuronalen Netzen“ organisiert, der englischer Begriff dafür heisst „cell assemblies“. Sie sind die Bausteine unseres Gedächtnisvermögens. Ohne „cell assemblies“ würden wir in einem Meer von Sinnesdaten untergehen; wir wären nicht in der Lage, die ungeheure Menge von Informationen, die jede Sekunde auf uns einströmt, sinnvoll zu ordnen und abzurufen.

Neuronale Netze entstehen dadurch, dass als Reaktion auf einen Reiz bestimmte Muster gemeinsam ausgelöst werden. Geschieht dies wiederholt, stärktsich dieser gesamte Nervenkomplex und wird in Zukunft immer leichter aktivierbar. Edelman (1987) hat diesen Vorgang in seinem Konzept des „reentrant mapping“ beschrieben. Ratey (2001) veranschaulicht den Vorgang des „reentrant mapping“ am Beispiel der Entstehung des neuronalen Netzes zum Thema „Grossmutter“. Edelmans Theorie zufolge „beruht die Wahrnehmung eines Stuhls oder der eigenen Grossmutter auf wiedereintretenden Signalen, die die Tätigkeit mehrerer Karten von Hirnregionen kombinieren. … Jede Hirnregion trägt zum Wiedererkennen eines Stuhls oder der Grossmutter bei, und das erklärt, warum Wiedererkennen durch eine Vielzahl unterschiedlicher Sinneseindrücke ausgelöst werden kann: durch den Geruch von Mottenkugeln, den Geschmack von Paprika, eine grauhaarige Frau, eine häkelnd im Schaukelstuhl sitzende Gestalt, eine alternde weibliche Stimme“ (S. 173f). In der Fachsprache sagt man, wenn man darüber sprechen will, dass in einem neuronalen Netz Informationen aus den verschiedensten Hirnregionen zu Einheiten verbunden sind: Neuronale Netze sind multicodiert.“

„Achtsamkeitstraining“ meint jetzt nichts anderes als bestimmte Dinge mit Bildern auszuführen und/oder körperliche Rückmeldungen mit bestimmten Ideen wahrzunehmen. Wenn ich „achtsam gehe“ kann ich dem Patienten z.B. sagen er möge sich vorstellen durch nassen Sand am Meer zu gehen. Wenn er das schon einmal getan hat, dann wird er auf die Rückmeldung seiner Füße besonders achtgeben, d.h. auf seine Propriozeption achten und diese „achtsam“ wahrnehmen.
Die CMA haben, so wie ich sie lerne, ein sehr ausgefeiltes System um sich über bestimmte Ideen zu bewegen und Rückmeldungen des Körpers in diese Ideen zu integrieren.

Manches ist, gerade am Anfang, sehr natürlich und einfach nachzuvollziehen, damit man erst einmal überhaupt lernt mit „Yi“ (Achtsamkeit, bzw. eine Idee, die Achtsamkeit bewirkt) zu arbeiten.

Manches wird dann sehr abstrakt und muss von dem Lehrer mit konkreten Erfahrungen gefüllt werden. Wenn ich noch nie über Sand gelaufen bin, dann kann ich auch das Gefühl nicht reproduzieren. Wenn ich nie gelächelt habe, dann kann ich nichts mit dem „inneren Lächeln“ anfangen.

„Qi“, „Seidenspinnen“, „Dantienrotation“, „Fülle“, „Leere“ etc. sind solche Ideen, die erst einmal sehr abstrakt sind und vom Lehrer mit konkreten körperlichen Erfahrungen gefüllt werden müssen.

Dazu ist ja z.B. auch die Korrektur der äußeren Form so wichtig. Durch das „Zwingen“ in bestimmte Haltungen erzeuge ich ein propriozeptives Feedback, was ich dann lernen kann mit einer Idee zu kombinieren.

In den traditionellen Lehrmethoden wird daher so viel Wert auf die äußerlich korrekte Form gelegt. Sie erzeugt ein bestimmtes körperliches Gefühl an definierten Punkten. Sie gibt ein „inneres Abbild“ von Spannungen, Kräften etc. vor (durch Verdrehungen und Dehnungen).

Wenn der Schüler dieses Gefühl verinnerlicht hat, dann kann man ihm zu diesem Gefühl eine Idee geben. Das ist dann der Punkt wo sich „innerer Schüler“ von „Schüler“ unterscheidet, denn diese Ideen werden nicht jedem gegeben, oder aber man gibt die Idee, aber schafft keine Verbindung zum körperlichen Erleben (dazu muss der Lehrer einen anfassen und einen spüren lassen was er meint).

Was für Ideen man nutzt und wie sie systematisch aufeinander aufbauen, dadurch unterscheiden sich dann ggf. die einzelnen Stile.

Das Licht und die Dunkelheit in uns

Im heutigen Blogbeitrag möchte ich gar nicht so viel selber schreiben, sondern einfach zwei Beiträge für sich sprechen lassen, die, meiner Meinung nach, sehr gut zum Ausdruck bringen warum man sich in den Kampfkünsten mit Gewalt auseinander setzt.
Gut und Böse existieren in jedem von uns und ich muss mir der dunklen Seite in mir immer bewusst sein, damit ich mich für die gute Seite entscheiden kann, denn nur dann habe ich die Wahl. Kenne ich die Dunkelheit in mir nicht, dann kann sie mich plötzlich überraschen und die Kontrolle übernehmen. Wenn ich nicht weiß dass es zwei Wölfe in mir gibt, oder mir das nicht eingestehen möchte, dann habe ich keine Wahl mich für einen bewusst zu entscheiden.
Das Gute entsteht aus dem Bösen und das Böse aus dem Guten.

Beides gehört zusammen und nur wenn ich das erkenne habe ich die Wahl mich BEWUSST zu entscheiden welchen Wolf ich füttern möchte…


Jordan Peterson ist ein klinischer Psychologe, der lange in Harvard gelehrt hat und heute in Toronto lebt:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/m_GL_ccFLG0

You have to embrace the monster within!


Nigel February
ist der Gründer des Piper Systems, einem Messersystem das man gefühlt haben muss:

Befriending the darkness

I will make this real simple to grasp since being an academic doesn’t help anyone learning to defend themselves.

When we train with knives it’s for the sole purpose to survive an ambush and not a knife fight, right?

Only problem is that to survive an ambush, we must study the ambush and that can only occur from a criminal’s perspective. The martial arts isn’t set up that way, and for good reason. (more on that later) An ambush requires a different set of skill sets and mindset. It’s the mindset most people find very daunting since it requires you to preempt and attack first. Traits not normally associated with being a good guy. Simple enough so far.

The problem sets in when you start to realise that in order to look at a bladed ambush (within an asocial civilian context), you will have to ‚become‘ the criminal for the duration of this study. Something that those on this page might need to realise, since that’s your first 10 lessons in Piper. You are the bad guy. Your training partner, or uke, is your victim.

That’s how you will start to ‚get‘ this initial concept.

Moving on, you will feel certain emotions, when you develop your stab and this is due to the reverse grip being employed. The reason for this isn’t just a regional grip of choice, it’s also because reverse grip unlocks your primal predatory mindset, a gross motor skill grip if you will. Your posture automatically changes, just like a wild predator in nature changes its posture in preparation for the hunt. Sabre grip is seen as a fine motor skill used in surgery, cooking and if it’s used in bladed combat, actually has to be properly trained.

You can study the ambush with either grip, depending on how the most common knife attacks occur in your region of the world.

Remember, only criminals tend to attack people unprovoked, and if those that are doing the attacking aren’t criminals , it will become a criminal act once they complete the motion. This isn’t a samurai movie where the hero walks off into the sunset. Knives, in modern day societies, are seen as the primary weapon of criminals. So the main part of studying the ambush is realising that your actions has dire consequences, which separates us from a criminal since he perceives these consequences to be a mere inconvenience.

Some are trying to understand this from a mere academic standpoint but that’s the equivalent of detecting an earthquake 40sec before it happens. Where can you go and how far? You will still get hit. Prior knowledge without immediate action is useless.

This is instinctual, which manifests itself physically, first. Train for the threat by becoming the threat. You will realise that posture plays an important role in all this. That’s your first key. Once the posture changes, the body is ready to ambush. Even if they are hiding a blade in sabre grip the tell-tale signs of the posture is a dead giveaway…….which leads us to the title of this post. Befriending the darkness

Becoming the criminal allows you, just for that brief moment, a worldview of a sociopath. You become that darkness we were encouraged to lock away deep down inside our psyche. This darkness is what commits murder, abuse, and other despicable acts. The things ‚bad‘ people are associated with. You see the world of all action and no consequence…..and you know the psychological and physiological changes now required to live that brief simulation.

This is why Piper doesn’t advertise knife defences, because most people don’t even realise the level of evil and intent coming at them, and are thus digressing in mindset from neutral to defensive which is a total loss of initial posture.

Befriending that darkness inside you means to at least know that it has a place and purpose and in this case, that purpose will allow you to see and feel it in others before they can illicit an ambush.
Stay sharp!
*23*

Erst wenn ich mir eingestehe zu was ich alles in der Lage bin, habe ich die Freiheit mich zu entscheiden!

Freiheit und Frieden entstehen aus meinem Mut zur Wahrheit…

Unterrichtsdidaktik in den CMA


Wie die Grafik zeigt beinhalten die chinesischen Kampfkünste die Bereiche Geist, Körper und Technik/Anwendungen. Für jeden Teilbereich gibt es spezielle Übungen, die alle miteinander verbunden sind und aufeinander aufbauen. Technik, bzw. die Effektivität der Anwendungen, ist abhängig von den körperlichen Skills und die Entwicklung dieser benötigt die richtigen „Ideen“ im Geist. Diese Ideen wiederum benötigt man zum Verständnis der Techniken und der effektiven Durchführung.

Des weiteren werden durch die „geistige Arbeit“ sehr viel mehr Dinge bzgl. des Mindsets und des Verhaltens geschult, die wiederum in einer Kompetenz im Umgang mit Gewalt münden, was wiederum dazu führt die Techniken effektiver unter Lebensgefahr einzusetzen. Der Körper ist dabei ein wichtiges Übungsinstrument.

Eine vollständige authentische Linie hat in allen Teilbereichen Trainingsmaterial, das aufeinander abgestimmt ist und letztendlich diese Tradition ausmacht. Damit diese Inhalte strukturiert gelehrt werden können gibt es ein Curriculum für Schüler, welches sich bewährt hat.

Jetzt muss man wissen dass jede dieser Inhalte wie eine Zwiebel aufgebaut ist. Man zeigt immer nur eine Schale, eine Schicht. In der Regel wird mit den einfachen Anwendungen angefangen, dazu die grundlegenden Ideen und körperlichen Übungen. Je weiter man kommt desto tiefer geht es, man nähert sich also dem Punkt auf dem Bild an, in dem alles ineinander greift. Dem Kern der Lehre.

Ein solches Lehrprinzip hat den Vorteil das man die Leute schnell fit und wehrhaft bekommt in dem man die einfachen Techniken und Körperübungen zeigt und ihnen darauf abgestimmte Ideen gibt. Letztendlich bewegt man sich damit aber dennoch nur auf der äußeren Schale.

Man kann den Leuten auch nur Teilbereiche zeigen, z.B. nur körperliche Übungen oder nur Techniken/Anwendungen, je nachdem was man bewirken will. Ein solches Prinzip führt natürlich dazu dass unterschiedliche Leute unterschiedliche Dinge unter ein und derselben Kampfkunst verstehen.

Die CMA mussten natürlich auch eine konkrete Methode finden um ihre Ausübenden schnell wehrhaft zu bekommen und sie realistisch auszubilden. Dabei gibt es zu bedenken dass man es sich in der damaligen Zeit nicht erlauben konnte für längere Zeit verletzt auszufallen. Es gab keine Krankenversicherung und die medizinischen Möglichkeiten waren eingeschränkt. Ein Bruch konnte rasch zur Arbeitsunfähigkeit führen (was einer sozialen Katastrophe gleich kam) und eine infizierte Wunde konnte schnell tödlich enden.

Man ging in der Ausbildung also zunächst den Weg den Übenden den wichtigsten Teil zu zeigen: Die Schläge, Stöße, Schnitte und Würfe mit diversen Waffen.
Die konkreten Techniken waren das Fundament der Ausbildung. Sie wurden zunächst alleine (in Form von Drills) geübt, um die Bewegung einzuschleifen, und dann aber auch sofort am Partner, um sie immer wieder und wieder zu üben.
Wenn man nur wenige Wochen Zeit für die Grundausbildung hat, dann muss man sich auf das Essentielle konzentrieren: Das was den anderen tötet, verstümmelt, kampfunfähig macht.

Diese Art des Trainings schult eine bestimmte psychische Einstellung: „Töte, oder werde getötet“. Soldaten können es sich nicht leisten Mitleid zu haben. Aus diesem Grund wurden sie darauf gedrillt immer eine ihrer gelernten Anwendungen anzubringen, um den Kampf möglichst schnell und effizient zu beenden.
Die Art der Anwendungen führte parallel zu einer Desensibilisierung gegenüber der Ausübung von körperlicher, tödlicher, Gewalt, denn die Techniken beinhalteten natürlich auch das Wissen um die menschliche Anatomie. Es wurde gelehrt wo man sich hindrehen muss wenn man bestimmte Gefäße durchschneidet, (damit einem das Blut nicht in die Augen spritzt), wie man das Schwert aus hervorquellenden Darmschlingen am effektivsten befreit, wie man verhindert dass ein durchbohrter Körper auf dem Speerschaft hängen bleibt etc. Für einen heutigen Menschen des 21. Jhd. in Mitteleuropa hören sich diese Dinge erst einmal befremdlich an, für einen Menschen der damaligen Zeit waren tote und verstümmelte Menschen jedoch Alltag.

Das Üben der Anwendungen alleine reicht jedoch natürlich noch nicht aus um sich gegen einen, sich wehrenden, Gegner behaupten zu können, zumal ein „freies“, unkooperatives, Training mit Waffen nicht ungefährlich ist. Aus diesem Grund gab es das sogenannte „Boxen“, den unbewaffneten Kampf.
Die Bewegungen der bewaffneten Anwendungen lassen sich alle auf unbewaffnete Techniken übertragen, zumal viele Anwendungen starke ringerische Anteile haben. Auch die Theorien des Kampfes über Fußarbeit, Koordination etc. (wie es sie z.B. in den Speeranwendungen gibt) lässt sich sehr gut im unbewaffneten Ringen üben.
In dem unbewaffneten Kampf übt man also sich in eine Lage zu bringen um die eigentlichen, finalen, Anwendungen durchzuführen. Da diese Anwendungen (neben Schnitten und Stichen) sehr oft aus Würfen auf den Hinterkopf bestehen, oder Würfe beinhalten, die Extremitäten stark verletzen, wird der Abschluss im freien Kampf oft nur angedeutet.
Diese Art des freien Übens nennt sich in den CMA „schiebende Hände“ (Push Hands). Das „andeuten“ kann dann ein „den Kopf greifen“ sein, oder ein „Schubsen“ des zuvor destabilisierten Gegners etc. In dieser Form des Übens geht es dann darum den Gegner so zu manipulieren dass man ihn kontrollieren kann. Dies erfordert ein hohes Maß an koordinativen Fähigkeiten des eigenen Körpers und ein gutes Verständnis von Bewegung allgemein, bzw. wie Bewegung zwischen zwei Menschen stattfindet.

Aus dieser Art des Übens entwickelten sich dann Theorien über verschiedene „Kräfte“ und wie diese sich anwenden lassen. Im eigenen Körper und in Beziehung zum anderen Körper. Diese Theorien lassen sich dann natürlich auch wieder zurück auf die Waffen übertragen und mit ihnen besser verstehen, da dort einfach andere Hebel und Kräfte wirken können. Die Waffen verbessern das Verständnis des Körpers und der Körper das Verständnis der Waffen. Beides erhöht die Effektivität der Anwendungen.

Wie das Wort „Theorie“ schon vermuten lässt ist bei dieser Art des Trainings auch immer der Verstand involviert. Er ist, mit seinen verschiedenen Ebenen (rationaler Anteil, emotionaler Anteil), der Motor des Ganzen.
Auf einer sehr einfachen Ebene brauche ich meinen Verstand zunächst um die Anwendungen zu lernen. Konkrete Techniken durch Kopieren merken und so internalisieren dass ich sie jederzeit abrufen kann. Auswendiglernen durch Kopieren.

Auf der Ebene der koordinativen Fähigkeiten wird das Ganze schon komplexer. Ich muss dazu ein „inneres Bild“ meines Körpers erzeugen und lernen dieses Bild gemäß definierter Regeln anzuwenden (welche ich natürlich auch erst lernen und verstehen muss).
Dieses „innere Bild“ wird immer weiter ausgebaut, immer komplexer, immer detailreicher. Immer wenn ich das Bild erweitert habe (siehe „multikodierte neuronale Netze„), ermöglicht dies es mir meinen Körper komplexer zu benutzen um verschiedene Theorien des Kampfes besser umsetzen zu können (bzw. diese erst zu verstehen). Dieser Ausbau der multikodierten neuronalen Netze ist gemeint wenn wir von den „Schichten der Zwiebel“ reden.
Das macht die „Kunst“ aus.

Am einfachsten kann man die Körperarbeit mit der Franklin- oder Feldenkraismethode der heutigen Zeit vergleichen. Man lernt seinen Körper über Bilder/Ideen, die der Verstand erzeugt und versteht, effektiver und komplexer zu bewegen.

Was ist nun der Unterschied der CMA zu Feldenkrais oder Franklin?

Der Verstand/Geist. In den CMA haben sich diese Ideen vor dem Hintergrund eines konfuzianischen soziokulturellen Kontextes entwickelt und wurden auch stark von den vorherrschenden Religionen (Taoismus und Buddhismus) beeinflusst.
Unser Verstand ist abhängig von dem Kontext in dem er sich entwickelt. Ideen werden auf Grundlage des jeweiligen Kontextes geboren. Kunst sieht in Europa anders aus als in Asien oder Afrika. Kunst heute sieht anders aus als Kunst im 14. Jhd. oder der Steinzeit.
Die CMA haben zum Üben dieser Ideen eine spezielle Methodik entwickelt: Das „Stehen“ und verschiedene Formen von bewegten Übungen. Ziel dieser Übungen ist es die „Kräfte“ besser zu verstehen und im eigenen Körper besser wahrzunehmen, bzw. zu kontrollieren.
Im Üben mit einem sich wehrenden Gegner ist es schwierig in den eigenen Körper hineinzuhören oder bestimmte Ideen umzusetzen. Daher übt man dies zunächst im Stehen und dann in bewegten Übungen. Einige Richtungen der CMA lassen das Stehen weg und üben dies direkt in der Bewegung. Die Bewegungen können einfach sein, oder aber auch schon komplexe Bewegungen enthalten, die dann (im Kampfkunstkontext) schon die konkreten Anwendungen enthalten (teils auch entstanden aus den Drillübungen der Anwendungen). Dies sind dann die sog. „Formen“ oder „Kata“.

Wir sehen das der Kern einer KAMPFkunst die Anwendungen sind. Sie sind das letztendliche Ziel um im Kampf zu überleben. Um dieses Ziel zu erreichen muss man die Körperkoordination trainieren und die Theorien des Kampfes verstehen. Eingebettet sind diese Dinge in den verschiedenen Ideen, die dem Verstand/Geist entspringen und von dem soziokulturellen Kontext stark beeinflusst sind.

Im Laufe der Zeit haben sich in den verschiedenen Richtungen/Stilen der CMA die unterschiedlichsten Schwerpunkte gebildet, vor allem zu Beginn des 20. Jhd.: Die Anwendungen mit Klingenwaffen wurden obsolet und die „Stärkung des Volkes“ in Kombination mit der Abkehr vom „überholten Alten“ stand im Zentrum des Wandels der Kampfkünste.

Waren vorher die Anwendungen das eigentliche Ziel stand nun das Training des Körpers im Mittelpunkt und „überholte alte Ideen“ wichen neueren, „moderneren“.

Einen Lehrer zu finden, der alle Bereiche einer Kampfkunst gezeigt bekommen hat und selber in der Lage ist die „komplette Zwiebel“ zu zeigen ist schwer, aber die Suche lohnt sich!!!

Wofür trainieren?

In letzter Zeit habe ich mich, angeregt durch mehrere Diskussionen in meinem Umfeld, wieder mehr damit beschäftigt WARUM man eine Kampfkunst trainieren kann und auch WIE diese Entscheidung zu unterschiedlichen TrainingsZIELSETZUNGEN und TrainingsMETHODEN führt. 

Eine grobe Einteilung lässt sich zwischen den KK schon sehr lange feststellen: Mit und Ohne Wettkampf. Immer wieder wird man auf, teils erbittert geführte, Diskussionen bzgl. der Sinnhaftigkeit des Wettkampfes stoßen, wobei ich denke dass es eigentlich keinen Grund für diese „Unvereinbarkeit“ geben sollte.

Alles steht und fällt mit der Zielsetzungen mit der man eine Kampfkunst / einen Kampfsport (ich kürze beides ab jetzt „KK“ ab) ausübt. Das Ziel definiert die Methode!!!

Der fundamentale Unterschied zwischen Wettkampf und „Realität“ besteht, zumindest früher als die KK entstanden, darin dass ich im Wettkampf meinen Gegenüber nicht töten will und nicht fürchten muss getötet zu werden. Schauen wir uns an was dieser Unterschied im Gehirn bewirkt:

In meinem Beitrag über das „Gehirn und die Bilder“ habe ich über „Fight, Flight, Freeze“ geschrieben. Diese „Modi“ haben auch etwas damit zu tun wie unser OFC eine Situation beurteilt. Sehe ich etwas als Herausforderung an bewirkt das einen anderen Aktivierungsgrad als wenn ich etwas als Überforderung oder Hilflosigkeit erlebe. Der entscheidende Unterschied in den aktivierten Hirnarealen besteht also in „Herausforderung, Hilflosigkeit und Überforderung (die letztendlich aus der Hilflosigkeit, für die man keinen Kompensationsmechanismus findet, entsteht)“.

Noch einmal: Herausforderung, Hilflosigkeit und, wenn kein Ausweg aus der Hilflosigkeit, Überforderung, die zu Angst und Panik führt!!!

Schauen wir uns jetzt eine klassische Situation aus dem Wettkampf an (z. B. Klitschko vs. Fury):

Jeder dieser beiden Ausnahmeathleten hat hart trainiert, ist topfit, hat sich intensiv mit seinem Gegner auseinander gesetzt und ist der Meinung den Kampf gewinnen zu können. Beides sind Alpha-Männchen und der Wettkampf dient dazu dem anderen zu zeigen dass man das größere Alpha-Männchen ist. Der Einsatz ist nicht das Leben, sondern ein überschaubarer Teil der Gesundheit und (nicht zu unterschätzen) der soziale Status (Geld, Ansehen etc.). Ein solcher Kampf entsteht nicht plötzlich, sondern beide haben Zeit sich vorzubereiten. Der Raum ist bekannt, die Regeln sind bekannt, der Zeitpunkt ist bekannt.

Beide Kontrahenten gehen also im „Herausforderungsmodus“ in diesen Kampf. Ab da gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder beide sehen den Kampf bis zum Ende als Herausforderung an und meinen gewinnen zu können oder der Eine wird derart von dem Anderen überrascht (z.B. durch einen „Stahljab“) das er zunächst in eine Hilflosigkeit gerät. Wenn er eine Lösung dafür findet / finden kann, dann wird daraus wieder eine Herausforderung. Wenn er keine Lösung findet und die Schmerzen, die Erschöpfung mehr werden, dann springt die Überforderung an und der Kampf ist so gut wie verloren, denn der OFC wird immer mehr die Kontrolle verlieren und man ist den tieferen Hirnarealen „ausgeliefert“ (wenn man das nicht anders trainiert hat, dazu später mehr).

Ein Wettkämpfer wird also immer versuchen im Herausforderungsmodus zu sein, bzw. so schnell wie möglich dort wieder hin zu kommen, denn nur dort bleibt man im planerischen Denken handlungsfähig.

Gucken wir jetzt auf die „Realität“, und da nehme ich jetzt bewusst eine Situation aus dem historischen Kontext der KK:

Ein Karawanenbegleitdienst auf einem einsamen Weg irgendwo in der chinesischen Provinz. Obwohl man den Weg kennt und weiß wo ein Hinterhalt geeignet ist und obwohl man den hiesigen Warlord bestochen hat weiß man nie OB und WANN ein Angriff erfolgen wird. Man weiß genau dass die Leute, die so etwas tun werden, kein Interesse daran haben einen am Leben zu lassen. Ein Leben ist eh nichts wert. Das Gehirn ist permanent in einem Modus der latenten Hilflosigkeit, aber das Training hat es immerhin hinbekommen dass man diese Angst (Hilflosigkeit) in eine Herausforderung umwandeln kann. Man hat gelernt der Angst mit dem Herausforderungsmodus zu begegnen.

Alleine diese Verknüpfung ist ein großer Unterschied zu dem was man im Wettkampf lernt! Die Herausforderung im Wettkampf findet im OFC statt, dort entscheiden wir uns BEWUSST für die Annahme des Kampfes. In der (damaligen) Realität kann man sich nicht FÜR oder GEGEN einen Kampf entscheiden, das entscheiden Andere. Die Verknüpfung im Gehirn unseres Söldners findet also auf der „Emotionsebene“ statt. Er hat Angst, kann ihr aber nicht ausweichen, während der Wettkämpfer ein kalkulierbares Risiko für seine Gesundheit und seinen sozialen Status eingeht und somit nur wenig Angst haben muss (hätte er mehr würde er nicht kämpfen).

Bei dem Söldner geht es also um ALLES, sein komplettes Leben, daraus resultiert seine Angst. Durch sein Training hat er alles getan um der potentiellen Gefahr des Todes entgehen zu können. Er WEISS wie er mit einem Speer, einem Säbel und seinen Fäusten umgehen kann, wie er damit einer LETALEN Bedrohung begegnet und wie er selber damit TÖTEN kann. Dieses Wissen um seine eigene Wehrhaftigkeit im Angesicht des Todes macht aus der Angst vor dem Angriff eine Herausforderung zu ÜBERLEBEN.

Sein Training macht es ihm möglich eine Todesangst in eine Herausforderung zum Überleben umzuwandeln!

Was passiert in der chinesischen Provinz weiter? Der Söldner hat Pech. Die Karawane wird PLÖTZLICH überfallen. Er hat keinen Einfluss auf Ort und Zeit, Regeln gibt es nicht. Im Moment des ÜBERFALLS schießt seine Angst unter die Decke (plötzlich ist der Tiger da, um bei dem Bild aus „Das Gehirn und die Bilder zu bleiben). Durch das Training sieht er diesen Moment als MAXIMALE Herausforderung an. Wenn es gut geht wird er kämpfen und überleben und mit jedem toten, bzw. verletzten Gegner wird dieser Kampf zu einer stärkeren Herausforderung, er wird sicherer das zu Überleben. Enden tut das Ganze dann wenn es keinen Gegner mehr gibt oder er an jemanden gerät der stärker / besser ist und ihn tötet.

Je mehr erfolgreiche Einsätze und Kämpfe unser Söldner hatte, desto sicherer wird aus der Angst eine Herausforderung und keine Überforderung, aber was könnte auch im Moment des Überfalls passieren?

Der Söldner stellt fest dass es eine Übermacht ist oder dass sie besser bewaffnet sind etc. Er verliert den Glauben an sich, die Angst wird größer er rutscht in den Flight-Modus, kann aber nicht fliehen. An Kampf ist nicht mehr zu denken. Mit Glück kann er darauf hoffen durch „Freeze“ gefangen genommen zu werden und zu überleben, mit Pech ist er einfach tot.

Schauen wir also zunächst auf die UNTERSCHIEDE zwischen Wettkampf und „Realität“:

Wettkampf

Ort, Zeit, Regeln bekannt

Einsatz ist der soziale Status

Angst spielt eine untergeordnete Rolle

Risiken kalkulierbar

Unbewaffnet

Ziel ist der Sieg über den Anderen

Unbewaffnetes Training als Ziel

 

„Realität“

Ort, Zeit unbekannt, keine Regeln

Einsatz ist das Leben

Angst spielt eine zentrale Rolle

Risiken unkalkulierbar

Bewaffnet

Ziel ist der Tod des Anderen

Unbewaffnetes Training als Grundlage zum Umgang mit Waffen

 

Jetzt ein Blick auf die GEMEINSAMKEITEN:

– Training des Körpers

– Der Wille zu gewinnen, den Anderen zu dominieren

– Auseinandersetzung mit Gewalt

– Harte Arbeit an sich selbst / Auseinandersetzung mit sich Selbst

– Fertigwerden mit Niederlagen

– Grenzen gezeigt bekommen

– Umgang mit Schmerzen

– Disziplin

– Achten / pflegen des Körpers

– Ein Umfeld das o.g. Punkte teilt

– Selbstachtung

Man sieht dass die Gemeinsamkeiten der Beiden bei weitem überwiegen, daher kann es auch kein „entweder oder“ geben!

Der, für mich, entscheidende Punkt ist jetzt das Ziel des Trainings und da muss jeder ehrlich zu sich selber sein. WARUM will ich persönlich eine Kampfkunst lernen. Was ist mein persönliches Ziel? Was bin ich bereit dafür an Zeit und Aufwand zu investieren?

Die Kampfkünste sind in einer Zeit entstanden als das Training für die „Realität“ überlebensnotwendig war. So ein Training veränderte die Persönlichkeit! Es verändert den Umgang mit Ängsten, mit Gewalt und die Sicht darauf. Es erfordert viel Zeit und Ausdauer.

Heutzutage sind wir nicht mehr den Gefahren der damaligen Zeit ausgesetzt. Leute, die heute KK üben, tun dies nicht um zu überleben! Die Meisten wollen einen (oder mehrere) der oben genannten gemeinsamen Punkte trainieren, es geht nicht ums töten .

Wenn ich mich also nur für die gemeinsamen Punkte interessiere, dann brauche ich den Wettkampf, denn er bringt Motivation, Überprüfung der Fähigkeiten, ein Ziel zum hintrainieren, hält das Team zusammen etc. 

Wenn ich mich jedoch für eine authentische KK der damaligen Zeit interessiere, dann kann der Wettkampf hinderlich sein, solange ich mich nicht sehr, sehr bewusst in dieses Umfeld begebe. Warum? Weil der Wettkampf durch seine Regeln andere Verhaltensweisen und Techniken erlaubt die im Kampf auf Leben und Tod, mit Waffen, nicht möglich sind: 

– Der Gabelgriff im Ellbogen ist im Wettkampf „tödlich“ für den Daumen, in der Realität wäre ein Griff ohne Gabel tödlich für den Übenden, da nur so eine Waffe kontrolliert werden kann

– Ein Underhook, bei dem ich den Nacken bekomme, ist im Wettkampf nicht schlimm, in der Realität wäre man bewaffnet dann tot.

– Ein Schlag gegen die Kinnspitze ist ärgerlich, aber nicht tödlich. Ein Stich unter die Kinnspitze ist tödlich

– Fehlende Kontrolle des Waffenarms in einem „Eingang“ kann den Tod bedeuten, im Wettkampf ist es nicht schlimm, evtl. funktioniert es nicht

Diese Liste ließe sich noch endlos fortsetzen und soll auch nur der Verdeutlichung dienen wo die Unterschiede in bestimmten Techniken liegen.

Im Wettkampf muss man sich über bestimmte Dinge keine Gedanken machen und kann somit ein komplett anderes „Spiel“ entwickeln bzw. bestimmte Dinge komplett anders zum funktionieren bringen. Solange man bewusst unterscheiden kann was man wofür trainiert, solange ist ein Wettkampf nicht schlecht, zumal die Zielsetzung eben nicht ist in einem Kampf auf Leben und Tod zu überleben oder eine bewaffnete Auseinandersetzung zu führen!

Auseinandersetzungen finden heutzutage für die allermeisten Menschen unbewaffnet statt und sind eher „Schlägereien“. Für diese Szenarien ist man mit dem Training für den Wettkampf sehr gut vorbereitet, denn oft ist dies auch eine gewalttätige Situation in der es um sozialen Status und Anerkennung geht. Es sind Alpha-Männchen-Spiele, bei denen ich nur vorher den Ort und die Zeit nicht kenne.

Die Aktivierung im Gehirn bleibt dabei die „normale“ aus dem OFC heraus und berücksichtigt nicht das was Rory Miller als „predatory violence“ bezeichnet: Die überfallartige Gewalt mit der Zielsetzung den Anderen zu töten, verletzen, entführen, vergewaltigen etc..

Alte KK kannten nur diese Art der Gewalt und wurden dafür entwickelt.

Aus den unbewaffneten Trainingsmethoden für diese Art der Gewalt entwickelte sich der sportliche Vergleich und dort wurden die Bewegungen und Techniken den jeweiligen Regeln und Gegebenheiten angepasst und entwickelten sich dort weiter. DAS ist die Wurzel und wichtigste Gemeinsamkeit, denn ein gutes Wettkampftraining befähigt den Menschen u.U. auch unter „predatory violence“ in den „Herausforderungsmodus“ zu gehen, da sein Körper und Geist trainiert sind mit Gewalt umzugehen und sie auszuüben!!! 

Einen Lehrer und eine Schule zu finden die WIRKLICH noch eine alte KK lehren und wissen wie man die Leute psychisch auf einen solchen Kampf vorbereitet ist extrem schwierig. Der Umgang mit Waffen ist dafür wichtig, der Umgang mit der Vorstellungskraft ist essentiell und man muss die Anwendungen mit und ohne Waffen kennen und können um es zu trainieren, vor allem im freien Modus! 

Der „Preis“ den eine alte KK fordert, wenn man sie wirklich ernsthaft lernen will, ist die Veränderung der Persönlichkeit, denn die Trainingsmethoden haben genau das als Ziel. Es geht immer um Gewalt, Tod und Angst, aber wo diese drei sind ist auch immer ihr Gegenpol: Liebe, Leben und Freude… 

Mir persönlich ist es wichtig darauf hinzuweisen dass Wettkampf und „alte“ KK mehr gemeinsam haben als man denken mag und die Unterschiede eher gering sind! Bei allem Pro und Kontra darf man nie vergessen dass man immer die richtige Methode für das eigene Ziel haben muss. Dafür muss man zuerst das eigene Ziel kennen und dann die richtige Methode lernen. Wenn ich ein guter Wettkämpfer werden will brauche ich einen guten Trainer und ein gutes Team. Wenn ich einen gesunden Körper will, dann brauche ich einen Trainer der Ahnung von funktionalem Training hat.

Wenn ich eine „alte KK“ lernen will, dann brauche ich, vor allem in der heutigen Zeit, eine ungebrochene, authentische, Linie.

Von Farmern und Jägern…

Zum Verständnis des menschlichen Verhaltens muss man sich darüber klar werden dass nicht alle Gehirne gleich sind. Egal ob durch Erziehung, erworbene Traumata und/oder durch genetische Voraussetzungen, jedes Gehirn entwickelt sich permanent weiter und wird so einzigartig.
Bestimmte Rezeptoren und Transmitter im Gehirn sind genetisch festgelegt, bzw. das Verhältnis von ihnen. Dadurch werden bestimmte Gehirnareale besser vernetzt als andere und bestimmte Areale wachsen mehr als andere (was u.a. eine Folge dieser Vernetzung ist). Die Auswirkungen dieser unterschiedlichen „Voraussetzungen“ im Verhalten kann sehr unterschiedlich sein.
Es gibt mittlerweile verschiedene Erklärungsmodelle in den verschiedensten Disziplinen, z.B. Sensation Seeker, Hunter/Farmer, „Psychopath inside“, Wolf/Schaf, oder, in der Beratung, in den Kommunikations- und „Change-Modellen“ den „Bewahrern“, „Kreativen“, „Aktiven“, „Emotionalen“ etc… . Wie man mit dieser Verteilung lebt, damit beschäftigen sich alle Kulturen schon lange und haben, je nach Kontext, unterschiedliche Lösungsansätze gefunden.

Für mich persönlich (und auch wenn ich therapeutisch arbeite) ist der Ansatz von Thom Hartmann am besten zu vermitteln, daher verwende ich ihn jetzt mal hier.
Er geht bei seinem Erklärungsansatz davon aus dass es Farmer und Jäger „Persönlichkeiten“ gibt. Die Verteilung entspricht einer Gauß’schen Normalverteilung, so dass die meisten Menschen eine recht ausgeglichene Mischung dieser Anteile besitzen. Es gibt aber auch eben die Extreme, die Extremfarmer und Extremjäger. Je mehr man sich auf der „Jägerseite“ befindet, desto mehr wird man unter anderem eine gewisse „Gewaltaffinität“ besitzen, was etwas mit dem ursprünglichen Zweck dieser Eigenschaft zu tun hat. Diese Leute waren die, die Spuren suchten, das Wild aufstöberten (Reizoffenheit) und dann diesem nachstellten (Fokussiertheit) um es dann effektiv zu töten (Gewaltanwendung). Nach der Jagd mussten sie sich ausruhen um für die nächste Jagd wieder „frisch“ zu sein.
Andere Menschen werden eher eine Neigung zu planerischen Vorgehen haben. Die sorgten dafür das man seine Aufenthalt dort plante wo zu einer gewissen Jahreszeit mit Wild zu rechnen war, oder kümmerten sich um den Anbau von Getreide, backten Brot, planten den Hausbau etc. Beide Anteile sind extrem wichtig und wertvoll und es hat sich gezeigt das immer dort, wo sich zwei „Extreme“ zusammengetan haben, sehr produktive Ergebnisse bei rauskommen. Auch heute nutzt man dies in verschiedenen Beratungssituationen aus.

Wenn wir uns jetzt wieder dem Thema Gewalt annähern, dann war es so das die „Jäger“ mit Ihren Eigenschaften eher prädestiniert waren auch als Krieger tätig zu werden, während die Farmer eher andere Aufgaben (Planung von Taktik, Befestigungen etc.) hatten.
Wie sich diese Anteile bei den Menschen heutzutage ausprägt kommt immer auf den Kontext an in dem man groß wird und welcher Anteil gesellschaftlich gefördert wird. In der „heilen Mittelstandsfamilie“ wird mit Sicherheit der Farmeranteil gefördert werden, ebenso ist unser Schulsystem hier in Mitteleuropa von Farmern für Farmer gemacht, so dass es für ein Kind sehr nützlich ist wenn es lernt seinen Farmeranteil zu nutzen. Wenn man jetzt jedoch z.B. ein Kind hat, das von „Natur aus“ einen hohen „Jägeranteil“ mitbringt und von den Eltern nicht gezeigt bekommt wie es diesen nutzen kann und mit seinen Farmeranteilen in Einklang bringt, bzw. wo die Gefahren des „Jägerseins“ heutzutage liegt, dann kann es kritisch werden.
Solche Kinder/Erwachsene werden gerne „Sensation Seeker“ genannt, Leute die immer einen gewissen „Kick“ brauchen und eher wild und extrovertiert sind. Heute weiß man dass diese Leute u. a. sehr gefährdet für Süchte aller Art sind, da es Ihnen entweder einen Kick verschafft und/oder es Ihnen hilft sich wieder zu beruhigen. Durch die genetischen Voraussetzungen im Gehirn erleben Jäger das nämlich dtl. anders als Farmer.
Wie die Entwicklung eines Menschen abläuft hängt auch immer von dem Kontext ab in dem er lebt und davon wie viele Persönlichkeitsanteile in sich er sich nutzbar macht, bzw. er bewußt/willentlich einsetzen kann, bzw. eben auch mal nicht einsetzt.

Formen und Kata

Ich schreib jetzt einfach einmal meine Gedanken zum jetzigen Zeitpunkt zu der ganzen „Formensache“ bzw. Kata auf. Das ist meine ganz persönliche Meinung zum jetzigen Zeitpunkt und mag in ein paar Jahren wieder ganz anders aussehen…

Ich denke ein fundamentaler Teil in den KK liegt in der Art und Weise wie gelehrt wird. Auf der einen Seite gibt es das stupide Kopieren von Bewegungen und Einschleifen durch stumpfe Repetition. Das ist die absolute Grundschule, die Basis auf der alles spätere aufbauen kann. Man lernt eine Bewegung und eine Anwendung zu dieser Bewegung (Schlag, Wurf, Schnitt, Stoß etc.) und wiederholt sie so lange alleine und am Partner bis man sie im Schlaf kann. Das ist die Essenz einer jeden militärischen Grundausbildung, denn neben den Bewegungen lernt man Disziplin und bekommt Kondition/Kraft.
Je nachdem in welcher Form und Reihenfolge man diese Bewegungen alleine übt bekommt man halt unterschiedliche „Formen“ (Auf einer Linie, mit Drehungen etc.). Das war es was man im Militär beigebracht bekommen hat. Diese Stufe kann man getrost mit der „Grundschule und Gymnasium“ vergleichen. Man hat „Frontalunterricht“ und lernt auswendig.

Als nächstes kommt das Erkennen von Gesetzmäßigkeiten in den Bewegungen. Das kann man jetzt „Kräfte“ nennen, oder „Energie“, oder was auch immer. Man muss die zu Grunde liegenden Prinzipien lernen und STUDIEREN und hier kommt jetzt der entscheidende Schritt: Man muss aufhören Wissen zu konsumieren sondern selber „Forschen“. Der Lehrer zeigt einem die grundlegenden Regeln und gibt einem die Übungen um diese zu verstehen, ab da muss man selber ausprobieren wie man sie anwendet und seine Ergebnisse vom Lehrer überprüfen lassen.
Hat man etwas für sich entdeckt überprüft man es in den Bewegungen und Anwendungen der „Grundschule“ und bringt diese so immer auf ein höheres Level. Die ursprüngliche Anwendung/Bewegung bleibt (äußerlich) gleich, das Verständnis und die (innere) Komplexität nimmt jedoch extrem zu.

Bagua, Yiquan etc. sind alles Kampfkünste die von Leuten zusammengestellt wurden, die die „militärische“ Grundschule der Bewegungen schon lange durchlaufen hatten. Sie setzen direkt an dem Lernen der Konzepte an. Es sind alles KK die man „studieren“ muss und das ist ein ganz anderes didaktisches Konzept. Nicht ohne Grund sah man sie früher auch erst als KK für „Fortgeschrittene“ an. Sicher kann ein guter Lehrer sie auch anders unterrichten und mit „stupider“ Grundschule anfangen, ursprünglich sind es aber Lehrmethoden von sehr fortgeschrittenen Leuten, die darin die Essenz ihres Wissens komprimiert haben.

Wenn wir also auf „Kampfkünste“ gucken, dann müssen wir immer überlegen was wir da gerade sehen. Sehen wir eine KK die hauptsächlich die „Basics“ unterrichtet, also das, was früher auf dem Kasernenhof gelehrt wurde? Sehen wir nur die „leere“ Kopie einer Form, die auf Show und Spektakel getrimmt wurde um auf den Marktplätzen und Opern gut auszusehen (was nichts mit dem eigentlichen Können der Vorführenden zu tun gehabt haben muss). Sehen wir die „sportliche Wettkampfversion“ alter Trainingsmethoden, die an andere Umstände angepasst wurde? Sehen wir eine „gesundheitsspezifische“ Übung alter Konzeptübungen, die die kämpferische Seite dieser Übung komplett verloren hat? Sehen wir eine (äußerlich) gleiche Form dieser Übungen jedoch mit kämpferischen Inhalt?

Letztendlich geht es immer um die Frage der Art des Lernens. Will ich konsumieren und kopieren, oder will ich studieren? Bevor ich studieren kann muss ich mir erst einmal meine „Hochschulreife“ holen und dafür ist „bitter essen“ nun einmal nötig. Gewisse Dinge müssen erst einmal gelernt werden ehe ich anfangen kann selber zu „forschen“. An dieser Stelle können „Formen“ und „Anwendungen“ helfen, sie sind aber nicht die eigentlich Essenz.

Problematisch wird es immer dann, wenn man die Zielsetzung aus den Augen verliert. Ich muss eine „Vorführform“ nicht lernen und kopieren wenn ich eigentlich kämpfen lernen will. Dann brauche ich die „Drillform“ und die Anwendungen dazu. Ich brauche keine „Konzeptübung“ wenn ich nicht weiß was die Konzepte sind, die ich eigentlich dort üben/erforschen will. An dieser Stelle kommt dann „Yi“ ins Spiel, denn das ist essentieller Bestandteil der Erforschung dieser Konzept. Ohne die richtige Nutzung von „Yi“ ist „Kreis gehen“ einfach mit einer bestimmten Handhaltung im Kreis gehen und bestimmte Bewegungen ausführen. Ohne das ist ZZ einfach „in der Gegend rumstehen“ und eine Position „halten“.

Für mich ist dieses „Erforschen“ der Kraft mittlerweile eine der berauschendsten Erfahrungen die ich jemals in den KK gemacht habe und ich könnte das stundenlang machen, egal ob im Stehen, auf einer Linie oder im Kreis. Mein Lehrer sagt immer „the mind has no limit“, ganz allmählich bekomme ich eine Idee davon was er meint und um das zu erforschen habe ich noch den Rest meines Lebens…

Erfahrungen mit den Bildern

Heute möchte ich wieder einmal an dieser Stelle einen Gastautor zu Wort kommen lassen. Stephan Övermöhle ist ein Schüler von mir, der sich ein paar Gedanken zu der Arbeit mit den Bildern gemacht hat. Ausgelöst wurde dies durch meinen Artikel „Das Gehirn und die Bilder“.

Stephan beschreibt hier aus „Anwendersicht“ sehr schön was Bilder mit einem machen können und wie sie „wirken“, bzw. was bei Ihrer Anwendung wichtig ist. War mein letzter Artikel der Versuch einer Erklärung ist seiner ein Erfahrungsbericht. Weiterlesen