Pro MMA!

Ich gestehe, ich bin zornig.
Sehr zornig.

Die 33. Sportministerkonferenz hatte am 03. November 2009 festgelegt, daß der MMA-Sport „geächtet“ werden solle. Zudem wollte die Sportministerkonferenz dem MMA-Sport den „Status einer Sportart aberkennen“.

Erfahren hat die Öffentlichkeit davon nichts. Auch ich wußte nichts davon, bis dieses Thema in einem großen deutschen Forum angesprochen wurde.

Und seitdem bin ich zornig.

Ich bin zornig auf all die Kleingeister, die sich anmaßen, anderen Menschen Vorschriften machen zu wollen. Ich bin wütend über die biedere, feiste Selbstgerechtigkeit, mit der irgendwelche Minister mir und anderen verbieten wollen, eine reglementierte, faire Sportart auszuüben. Ich bin wütend darüber, dass diese Minister sich scheinbar nicht im Mindesten die Mühe gemacht haben, sich darüber zu informieren, was MMA tatsächlich bedeutet. Mich nervt diese ganze Art, ständig irgend etwas zu verbieten, dabei die große Moralkeule zu schwingen und damit die Menschen zwangsbeglücken zu wollen.

Ich hasse es, wenn mir irgendjemand seine muffigen Moralvorstellungen mit Gewalt aufzuzwingen versucht.
Und ich finde es unerträglich, daß Politiker hinter verschlossenen Türen Entscheidungen treffen, die nicht den geringsten Bezug zur Realität haben, aber massiv in die Freiheit anderer Menschen eingreifen.

Der Beschluß, den MMA-Sport zu „ächten“ und ihm „den Status einer Sportart zu entziehen“, ist nicht nur anmaßend, dumm und realitätsfremd. Er ist auch ganz allein der Angst des „braven Bürgers“ geschuldet.
Jener Angst, die allmählich dazu führt, daß der Verbotswahnsinn in diesem unserem Lande wuchert wie ein Krebsgeschwür.

Es ist die Angst vor allem, was der brave Biedermann nicht kennt und folglich fürchtet. Es ist das Gegenteil von Offenheit. Es ist die Folge einer Mentalität, die nicht zur Kenntnis nehmen will, dass das Leben nicht aus einer endlosen Folge von Wohlfühl-Tagen besteht, und dass man sich nicht gegen alle Fährnisse des Lebens versichern und wappnen kann.

Es ist dies eine Mentalität, die vor allem Angst und Furcht in sich vereint und die diese Angst, diese Furcht gleichsam missionarisch verbreitet und sie allen anderen Menschen aufzuzwingen versucht.

Die Gründe, welche die 33. Sportministerkonferenz bemühte, um ihren Entschluß zu rechtfertigen, lesen sich so:

„Der DOSB hat in seinem Beschluss vom 03.11.2009 im Hinblick auf das allgemeine Sportethos und sein Sportverständnis u. a. wegen der „Pervertierung der sportimmanenten Werte“ den MMA die Einordnung als Sportart abgesprochen.

Auch die SMK sieht mit Blick auf die Gewaltdarstellungen die MMA-Kampfveranstaltungen selbst dann mit Besorgnis, wenn ein konsequenter Jugendschutz sichergestellt wird. Die SMK ist der Auffassung, dass die MMA-Kampfveranstaltungen wegen der extremen Gewaltdarstellungen gesellschaftlich falsche Signale setzen.“

Weder der DOSB noch die Sportministerkonferenz haben das Recht, zu definieren, was Sport ist und was nicht.
Die obenstehend zitierte Aussage, daß die MMA den Status als Sportart „abgesprochen“ bekamen, weil sie „sportimmanente Werte pervertieren“ ist eine inhaltslose Worthülse. Was bitte sind denn die „sportimmanenten Werte“?

Wo sind diese definiert und von wem? Und wer darf so etwas mit welchem Recht „definieren“, und wieso sollte diese „Definition“ dann für alle gleichermaßen verbindlich sein? Aber selbst, wenn man sich das nicht fragt, bleibt doch ein übler Nachgeschmack. Denn wie „pervertiert“ man eigentlich „sportimmanente Werte“?

Die MMA-Kämpfe finden nach einem strikten Reglement statt, das an einigen Stellen sogar wesentlich mehr Wert auf den Schutz der Kämpfer legt als das bspw. beim Boxen der Fall ist. Dennoch behauptet die Sportministerkonferenz:

„Beschluss 1.
Die SMK stellt fest, dass MMA trotz des dortigen Regelwerks die gesellschaftlichen Wertvorstellungen von Fair-Play, der Achtung des Gegenübers und der Unverletzlichkeit der Person missachtet.“

Für diese bloße Behauptung gibt es keinerlei Belege.
Die SMK beweist nichts, sie behauptet nur. Im Übrigen ist es schon eine ziemlich dreiste Unterstellung, zu sagen, dass es zwar ein Regelwerk für den MMA-Sport gäbe, der MMA-Sport jedoch per se bereits eine Missachtung der „gesellschaftlichen Wertvorstellungen von Fair-Play“ darstellen würde.

Sind wir wieder in der DDR? Als „gelerntem DDR-Bürger“ ist mir noch unliebsam in Erinnerung, wie man uns verbindliche „gesellschaftliche Wertvorstellungen“ aufzuzwingen versuchte. Ist es wieder soweit …?

Sodann frage ich mich, wo man im MMA-Sport eine „Mißachtung des Gegenübers und der Unverletzlichkeit der Person“ sehen will. Wenn das tatsächlich als Begründung herhalten muß, dann ist künftig jede Kampfsportart von einer solchen Ächtung bedroht. Auch Kontaktsportarten wie Rugby oder Eishockey könnte man mit dieser Begründung „ächten“.

Die Möglichkeit, im Boxen einen angeschlagenen Gegner weiterhin mit schwersten Schlägen eindecken zu dürfen, müsste die Sportministerkonferenz regelrecht entsetzen. Ich habe aber bisher nichts davon gehört, dass Boxen „geächtet“ werden soll.

Und wie ist das eigentlich mit Judo? Die Möglichkeit, den Gegner regelkonform zu würgen, also eine potentiell tödliche Attacke vorzutragen, oder einen Armhebel anzusetzen, also dem Gegner vorsätzlich sehr starke Schmerzen zuzufügen, damit er aufgibt, müsste doch alle Alarmglocken der SMK läuten lassen …?

Sollte die Sportministerkonferenz nun weder Boxen noch Judo noch Sambo „ächten“, dann hat der Beschluss vom 03.11.2009 vielleicht doch nicht so sehr viel mit dem „Schutz“ vor Gewalt und dem „Schutz“ von Kindern und Jugendlichen vor „Gewaltdarstellungen“ und „Gewaltverherrlichung“ zu tun. Dann geht es vielleicht wirklich nur darum, dass da wieder einmal etwas verboten werden soll, wovor der deutsche Michel sich fürchtet.

Was auch immer die 33. Sportministerkonferenz bewogen haben mag, ihren abenteuerlichen Beschluss zu fassen – es war ein offenbar sehr übereilter und unüberlegter Beschluss, der meiner Meinung nach nicht auf Fakten, sondern auf Meinungen und Vorurteilen gründete. Und so etwas macht mich nun mal zornig!

Ich erkläre mich hiermit ausdrücklich solidarisch mit den Veranstaltern, Organisatoren, Trainern und Kämpfern des MMA-Sports in Deutschland! Ich erkläre hiermit, dass ich den MMA-Sport in Deutschland im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützen werde.

Tom Herold